Rezension von BattleLore


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Days of Wonder bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Ca. 50 für ein Spiel - das ist schon ein hoher Preis. Doch was man für dieses Geld geboten bekommt, kann sich wirklich sehen lassen. Was Illustration und Detailverliebtheit betrifft, sucht BattleLore seinesgleichen. Die über 200 Miniaturen sind detailliert und liebevoll gestaltet. Die Marker und Tafeln stehen dem in nichts nach. Und die Anleitung kann sich schon fast mit denen von Tabletop-Spielen messen - ein gebundenes "Buch" mit vielen Bilder, Illustrationen und Beispielen. Eindeutig eine Referenz. Umso ärgerlicher fand ich die Tatsache, dass ein Großteil der Miniaturen auf engstem Raum in einer Plastikschale zusammengequetscht waren - die daraus resultierenden verbogenen Miniaturen sind sehr ärgerlich. Ich weiß, dass man die Miniaturen wieder gerade bekommen kann, erwarte aber bei einem Spiel dieser Preisklasse auch einwandfreies Spielmaterial (so, wie es Days of Wonder z. B. bei der Erweiterung "Schottische Kriege" ja auch hinbekommen hat) - ich will nicht erst stundenlang Miniaturen geradebiegen.

Umso erfreulicher ist wiederum, dass sich sämtliches Spielmaterial (bis auf die angesprochenen Miniaturen) fein säuberlich in der Schachtel unterbringen kann. Die Anleitung ist wirklich sehr schön illustriert - die dicke der Anleitung dürfte aber auch den einen oder anderen Spieler abschrecken. Ein Regel"buch" ist nicht jedermanns Sache. Ich mag Strategiespiele, fühlte mich also gleich heimisch.

Thema & Ziel des Spiels
BattleLore bezeichnet sich selbst als Spiel "epischer Fantasy-Abenteuer" - dahinter verbirgt sich ein reinrassiges Strategiespiel. 2 Spieler stehen sich mit ihren Armeen (teilweise aus Fantasy-Einheiten) auf einem - durch ein Szenario festgelegten - Schlachtfeld gegenüber. Ziel des Spiels ist es den gegnerischen Einheiten Flaggen abzunehmen. Je nach Szenario gelten etwas andere Siegbedingungen.

Spiel-Vorbereitungen
Zunächst einigen sich die Spieler auf ein Szenario. Das Spielbrett kommt in die Tischmitte. Je nach Szenario bauen die Spieler nun das Schlachtfeld auf, indem sie die entsprechenden Einheiten und Landschaftsfelder auf dem Spielfeld platzieren. Jeder Spieler erhält 6 Kampfwürfel sowie die im Szenario angegebene Anzahl an Kommandokarten. Die restlichen Kommandokarten kommen als Nachziehstapel neben das Spielfeld. Als Hilfestellung werden die im Szenario benötigten Hilfskarten an die Spieler ausgeteilt, die die wichtigsten Regeln zusammenfassen.

Spielablauf
(Im Rahmen dieser Rezension werden lediglich die Basisregeln erläutert und bewertet. Aufgrund der Vielfalt der Regeln kann nur eine Übersicht gegeben werden.) Nacheinander führen die Spieler die folgenden 5 Aktionen durch:

Kommandophase: Der Spieler spielt von seinen Kommandokarten eine Karte aus. Es gibt zwei Typen von Kommandokarten: Bereichskarten und Taktikkarten. Je nach Karte kann der Spieler nun in einem oder mehreren Bereich(en) (linker Flügel, Mitte, rechter Flügel) eine bestimmte Anzahl an Einheiten aktivieren.

Aktivierungsphase: Je nach ausgespielter Karte aktiviert der Spieler nun seine Einheite, d.h. er sagt an, mit welchen Einheiten er in dieser Runde er Aktionen durchführen will.

Bewegungsphase: Die in Phase 2 aktivierten Einheiten können in dieser Phase nun bewegt werden. Jeder Einheitentyp kann sich eine bestimmte Anzahl an Feldern fortbewegen. Ggf. erhält eine Einheit, die sich bewegt in der nachfolgenden Kampfphase einen Malus.

Kampfphase: Um einen Kampf durchzuführen, werden folgende Schritt durchgeführt. Zunächst muss überprüft werden, ob die angreifende Einheit Sichtlinie zur angegriffenen Einheit besitzt, sowie in Reichweite ist. Aus dem Einheitentyp, der Reichweite, der Landschaft und anderen Einflüssen ergibt sich die Anzahl an Kampfwürfeln, die der Angreifer beim Kampf verwenden kann. Das Würfelergebnis zeigt an, wie viele Treffer die Einheit erzielt und ob es spezielle Nachfolgeaktionen (Rückzug, Verfolgung, zusätzlicher Angriff) gibt. Für jeden Treffer wird eine der angegriffenen Einheiten entfernt. Eine Einheitengruppe (meist 3 oder 4 Einheiten des gleichen Typs) besitzt immer einen Fahnenträger. Dieser wird zuletzt entfernt. Der Angreifer erhält diese Figur mit Flagge. Je nach Folgeaktionen können die angegriffenen Einheiten noch zurückschlagen oder müssen sich zurückziehen. Nachdem alle gewünschten aktivierten Einheitengruppen gekämpft haben, endet die Kampfphase.

Nachziehphase: Der Spieler zieht eine neue Kommandokarte vom Nachziehstapel.

Nun wird überprüft, ob einer der Spieler die Siegbedingung des Szenarios erfüllt. Ist dies der Fall, endet das Spiel und der entsprechende Spieler gewinnt.

Neben diesen Grundregeln gibt es auch noch Fortgeschrittenen-Regeln, die dem Spiel noch mehr strategische Tiefe verleihen.

Fazit
Eins vorneweg: Ich liebe Strategiespiele und BattleLore hat mich im Großen und Ganzen auch nicht enttäuscht - auch wenn ich mir insgesamt etwas mehr erwartet habe. Nun von vorne:

Das wirklich tolle und hochwertige Spielmaterial samt hervorragend gestalteter Anleitung kann man nicht häufig genug loben. Die Miniaturen sind sehr detailliert und liebevoll gestaltet und auch alles andere wirkt wie aus einem Guss - umso mehr fallen in meinen Augen die unnötig gequetschten Miniaturen ins Gewicht, worüber ich mich bei dem Kaufpreis von aktuell 45 Euro wirklich geärgert habe.

Zum Spiel an sich: Die Aufteilung in Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Regeln ist wirklich gelungen. Nach ein paar Spielen mit den leichten Regeln, ist man froh über etwas mehr strategische Tiefe, die durch den Ruhm ins Spiel gelangt. Insgesamt wirken die Regeln gut durchdacht, recht rund und wer schon mal Memoir '44 gespielt hat, wird die eine oder andere Ähnlichkeit im Regelwerk entdecken.

Das ich Strategiespiele mag, habe ich bereits gewähnt und ich will nun darlegen, warum BattleLore nicht an meinen bisherigen Strategie-Referenzen "Herr der Ringe - Der Ringkrieg" und "Tide of Iron" vorbeiziehen kann. Zunächst wäre da einmal der vorgegebene Aufbau innerhalb der Szenarien. Dieser ist zwar beim Ringkrieg auch vorhanden, stört mich bei BattleLore aber etwas mehr als bei Herr der Ringe. Eine vorgegebene Aufstellung lässt zwar einerseits ausgeglichene Schlachten zu, schränkt in meinen Augen den Spieler aber ein. Gerade das Austüfteln der "richtigen" Aufstellung macht bei Tide of Iron einen Großteil des Spielspaßes aus. Dies entfällt leider bei BattleLore.

Ein weiterer Punkt, bei dem ich persönlich (andere Spieler nicht so) Schwierigkeiten hatte, war das Spielelement der Karten, die einem Aktionen links, rechts oder in der Spielfeldmitte erlauben. Durch dieses Glückselement habe ich mich teilweise gefühlt, als wären mir die (strategischen) Zügel aus der Hand genommen worden. Oft kam es vor, dass ich nur Karten meines geschwächten Flügels gezogen habe, und so noch weiter ins Hintertreffen geraten bin. Dies ist eigentlich auch das einzige Element, was mich wirklich etwas gestört hat - aber das ist Ansichtssache.

Insgesamt hat BattleLore auf jeden Fall Spaß gemacht - auch wenn mir der in meinen Augen etwas zu hohe Glücksanteil im Gedächtnis geblieben ist. Wem es ähnlich geht, der sollte schnellstmöglich auf die Fortgeschrittenen-Regeln umsteigen, denn diese mindern diesen Faktor Glück. BattleLore ist aktuell für ca. 45-50 Euro erhältlich - ein ordentlicher Preis, für den man im Gegenzug aber einiges an hervorragendem Spielmaterial geboten bekommt. Wer Strategie-Spiele mag, der sollte mal ein Probespiel machen, denn durch die diversen Erweiterungen ist auch langfristig viel Spielspaß geboten - auch wenn BattleLore in meiner persönlichen Strategie-Rangliste erst auf Platz 3 landet - hinter "Tide of Iron" und "Der Ringkrieg". Dies bedeutet aber nicht, dass BattleLore ein schlechtes Spiel ist - im Gegenteil, es ist ein sehr gutes Spiel!



17. Mai 2008 - (tp)

Rezensionsbilder