Rezension von Die Insel der steinernen Wächter


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Elfenherz bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Die Schachtel von "Die Insel der steinernen Wächter" des Autors "Claus Kuderna" fällt zunächst durch die Optik auf - einerseits ist die Verpackung größer als der "Spiele-Standard", andererseits macht das schön gezeichnete Cover Neugierig auf das Spiel. Das Spielmaterial besteht aus einem blauen Unterlegtuch, diverse Inseln in Hex-Form, einer ordentlichen Portion "Markern" und diversen Karten. Optisch fällt das Spielmaterial etwas gegenüber dem Cover ab - insbesondere die etwas düstere Farbwahl ist nicht nach meinem (subjektiven) Geschmack.

Die Anleitung ist recht textlastig. Tiefer gehende (optische) Beispiele oder eine grafische Übersicht über das Spielmaterial vermisse ich. Inhaltlich erklärt die Anleitung die Regeln recht gut, einen vollständigen Eindruck erhält man aber erst beim Ausprobieren des Spiels, da es doch einige Feinheiten zu beachten gibt, die beim ersten Durchlesen nicht gleich klar werden.

Thema & Ziel des Spiels
Das Thema des Spiels "Insel der steinernen Wächter" entspringt der Mystik. Ein paradiesisches Land (Lutao) wird durch die Gier der Magier ausgebeutet und die dort lebenden Menschen vertrieben. Letztendlich vernichteten sich die Magier selbst, aber nicht ohne die Insel durch steinerne Wächter (Golems) zu schützen. Die Spieler repräsentieren verschiedene Völker, die versuchen, die Insel Lutao wieder in Besitz zu nehmen und die Golems zu vertreiben.

Das Spiel gewinnt, wir die Golems verteiben und die Insel damit zurückerobern kann.

Spiel-Vorbereitungen
Die blaue Spielunterlage kommt in die Tischmitte und die Hauptinsel Lutao wird darauf zentral abgelegt. Die übrigen Inseln werden beliebig um die Hauptinsel platziert, dürfen dabei aber weder die blaue Unterlage verlassen noch sich überlappen. Weiterhin müssen sie entweder an eines der Lutao-Meerfelder oder eine andere Insel angrenzen.

Auf das Stadtsymbol der Hauptinsel werden ein Stadtmarker sowie 3 Golemplättchen gelegt. Um die Stadt herum werden je 2 Golems gelegt - auf alle übrigen Felder der Hauptinsel kommt 1 Golem. Jeder Spieler zieht 3 Runen- bzw. Völkerkarten und wählt offen je eine davon aus. Weiterhin erhält jeder Spieler eine Anzahl an Armeen (je nach Spielerzahl unterschiedlich), ein (rundes) Artefakt der Rune, ein (eckiges) Artefakt des Volkes, 1 Stadtmarker sowie einen Satz Kampfkarten. Die Artefakte werden entsprechend der Vorgaben auf den Artefaktkarten platziert. Die Provinzkarten werden gleichmäßig verteilt und dadurch Armeen auf dem Spielfeld eingesetzt bzw. aus dem Vorrat genommen.

Spielablauf
Das Spiel geht über mehrere Runden die in 5 Phasen unterteilt sind.

In der "Setz-Phase" setzen die Spieler (beginnend mit dem Startspieler) alle erhaltenen Armeen auf dem Spielplan ein - Städte und Schiffe können einsetzte werden. Beim Einsetzen gibt es Bedingungen (z.B. maximale Anzahl oder Kontrolle über eine Provinz), die erfüllt sein müssen.

Nacheinander führen die Spieler nun die "Aktions Phase" durch. Dabei werden Armeen bewegt, Kämpfe durchgeführt und Armeen formiert. Bei einer Armeebewegung muss immer eine Armee in einer Provinz zurück bleiben - jede Armee kann einmalig in eine angrenzende Provinz verschoben werden. Schiffe werden mithilfe der Bewegungshölzer bewegt, die die maximale Reichweite der Schiffe festlegen. Nach dem Ziehen der Armeen werden die Kämpfe mit Hilfe der Kampfkarten durchgeführt. Die Kampfkarten zeigen an, ob/welche Armeen des Gegners zerstört werden. Ein Kampf geht über so viele Runde, bis eine Armee vernichtet wurde. Nachdem alle Kämpfe abgehandelt wurden, kann der Spieler nun noch alle Armeen neu formieren (d.h. erneut verschieben).

In der "Zähl-Phase" werden die Punkte verteilt und die Zugreihenfolge der Spieler ermittelt. Dabei gibt es Punkte für besetzte Provinzen sowie Zusatzpunkte für Städte bzw. komplett besetzte Länder sowie für besetzte Provinzen auf Lutao.

Nun folgt die Phase "Erhalt von Zauberkarten", in der die Spieler je nach Anzahl ihrer Städte Zauberkarten erhalten.

Die letzte Phase ist die "Kauf-Phase", während der die Spieler ihre Punkte in Schiffe, Städte, Bewegungshölzer und Armeen eintauschen können.

Erobert ein Spieler die Stadt auf Lutao (auf der Insel sind Völker-Fähigkeiten bzw. Zauberkarten teilweise nicht erlaubt), muss er diese 3 Spielrunden (diese Zahl kann durch aufgesammelte Artefakte verringert werden) gegen die Mitspieler verteidigen, erhält aber die Macht über die Golems. Es gewinnt, wer die Stadt auf Lutao 3 aufeinander folgende Runden besetzt halten kann.

Fazit
Es sind Kleinigkeiten, die den Einstieg in die "steinernen Wächter" so holperig machen. Zum einen das Spielmaterial - in der Anleitung fehlt eine Übersicht darüber, wie was aussieht und wofür es benötigt wird. Weiterhin wird Spielmaterial für verschiedene Zwecke verwendet. Die gleichen Marker sind Armeen, Zählstein, Artefakt des Volkes und Artefakt der Rune - hier wäre in meinen Augen eine jeweils etwas andere Optik übersichtlicher gewesen. Auch in der Anleitung verstecken sich einige kleinere Ungereimtheiten, die erst durch das Spielen bzw. das weitere Lesen der Anleitung deutlicher werden. Insbesondere der Spielaufbau hätte meines Erachtens durch ausführlichere Beispiele bebildert werden müssen - gerade diese Beispiele vermisse ich in an vielen Stellen der Anleitung.

Optisch bin ich zwiegespalten. Einerseits besticht das Spiel durch wirklich gelungene Illustrationen (z.B. die Völkerkarten oder auch das Cover) andererseits wirkt einiges an Spielmaterial etwas "lieblos" (z. B. die Zählkarte oder die Optik mancher Marker). Wenn hier die Qualität gleich bleibend gewesen wäre, hätte man das Spiel sicherlich zu den Highlights zählen können - so bleibt immerhin noch ein "guter" optischer Gesamteindruck.

Nun aber zum eigentlichen Spielgeschehen. Wer nur die Anleitung von "Die Insel der steinernen Wächter" liest, wird schwerlich alle Facetten des Spiels erfassen. Was in der Theorie (= Anleitung) nach einem simplen Strategiespiel aussieht, entpuppt sich in der Praxis (= Spiel) als recht abwechslungsreicher, aber einfach gestrickter Kampf um die Hauptinsel. Dabei meine ich das "einfach gestrickt" nicht negativ - das Spiel konzentriert sich auf die wesentlichsten Elemente, die Abwechslung kommt vor allem durch die Zaubersprüche, Runen und die verschiedenen Rassen ins Spiel.

Dies führt auch dazu, das sich jedes Spiel anders entwickelt. Insbesondere dann, wenn die Rassen wechseln, erfordert jede Partie eine gewisse Einarbeitungszeit, um sich auf die neue Situation einzustellen. Das macht in meinen Augen den größten Reiz des Spiels aus und unterscheidet es dadurch von anderen Spielen, die auf Kampf ausgerichtet sind. Der Verwaltungsaufwand während des Spiels hält sich nach einigen Partien in Grenzen - Anfangs wird die Anleitung noch des öfteren benötigt.

Die Tatsache, dass Kämpfe "bis zum Ende" einer Partei geführt werden, führt zu einer gewissen Vorsicht - Angriffe wollen wohl überlegt und gut geplant werden. Dies gilt vor allem für den finalen Angriff auf die Hauptinsel. Wer hier voreilig angreift, gewinnt das Spiel nur selten und mit Glück. Auch das Ausspielen der Kampfkarten will wohl geplant sein - wer zu früh wertvolle Karten ausspielt, kann dies in folgenden Gefechten schnell bereuen.

Zusammenfassend empfinde ich "Die Insel der steinernen Wächter" als ein sehr geradliniges Eroberungsspiel, das zwar wenige grundlegende Neuerungen bietet, aber durch die Details und die strategische Vielfalt zu überzeugen weiß. Nach einer (durchaus vorhandenen) Einarbeitungszeit gehen die Partien gut von der Hand, sind mit 2+ Stunden Spielzeit aber auch recht lang. Die kleineren "Mängel" in der Aufmachung kann ich verzeihen, auch das einige Zauberkarten etwas mächtiger sind, als andere. Der aktuelle Verkaufspreis von ca. 40 Euro ist einerseits recht hoch, andererseits für einen Kleinverlag und die Menge an unterschiedlichem Spielmaterial noch in Ordnung. Strategisch denkenden Spielern ist eine Probepartie auf jeden Fall ans Herz gelegt.



11. Februar 2010 - (tp)

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