Rezension von Burg Appenzell


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Zoch Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Wenige Tage bevor wir Burg Appenzell das erste Mal spielten wurde es zum Preisträger des Deutschen Kinderspiel-Preises gekürt - obendrein erhielt es auch noch die Essener Feder für Vorbildliche Regeln. Bei soviel Vorschusslorbeeren kann ja eigentlich nicht viel schief gehen.

Das Cover ist, wie vom Zoch-Verlag bisher gewohnt, sehr lustig und liebevoll illustriert. Die Burg aus Käse - ein Paradies für Mäuse. Die erste Überraschung folgte dann bereits beim Erkunden der Spielmaterialien: das Plastik-Inlet mit vielen Löchern ist zentraler Bestandteil des Spiels, warf aber bereits dort die Frage auf, wo man denn die Marker wird verstauen können (dazu im Fazit mehr). Die einzelnen Papp-Marker sind sehr schön dick (für Kinderhand geeignet) und die Spielfiguren (kleine Mäuse) einfach nur süß! Alles in allem reiht sich Burg Appenzell, was das Spielmaterial angeht, in die Reihe liebevoller und qualitativ hochwertiger Spielmaterialien anderer Zoch-Spiele ein.

Die Anleitung (8 DinA4-Seiten, von denen aber nur 4 wirklich für die Regeln genutzt werden) ist wirklich vorbildlich. Der (etwas komplizierte) Aufbau wird sehr schön und übersichtlich beschrieben und illustriert. Ein Ersteindruck, der sich auch bei den eigentlichen Regeln fortsetzt: viele niedliche Mäuse erklären das Spiel, geben Ratschläge und klären Unsicherheiten auf. Hier kann ich der Jury nur zustimmen: Die Regeln sind wirklich vorbildlich, sowohl vom textlichen her als auch von der Bildsprache - wobei man natürlich auch sagen muss, dass die Regeln nicht sonderlich kompliziert sind.

Thema & Ziel des Spiels
Der Name deutet es an, es geht um viel Käse bei dem Spiel. Wenn es nach den Mäusen geht (erwähnte ich bereits, dass die sehr niedlich sind?), am besten um eine ganze Burg voll Käse. Gewonnen hat die Maus, ähh der Spieler, der mit seinen 4 Mäusen als erster 4 (der 7) Käsesorten gesammelt hat - dabei kommt es sowohl auf eine gewisse Merkfähigkeit als auch auf ein kleines bisschen logisches Denken an.

Spiel-Vorbereitungen
Die Unterseite der Spieleschachtel wird in die Tischmitte gelegt. Die gefalteten Turmzinnen werden in die 4 Ecken gesteckt. Nun werden alle Schiebeplättchen (außer einem) willkürlich auf die 3 Reihen und 3 Spalten über dei Löcher verteilt. Darauf wird der Gitterspielplan gelegt, der farblich eingezeichnete Bereich aufweist. Auf diese kommen entsprechend der Farbe die Dachkarten, so dass sich insgesamt eine 3-schichtige Spielfläche ergibt.

Die kleinen Käseplättchen werden beiseite gelegt und jeder Spieler erhält die 4 Mäuse einer Farbe. Nun kann die Jagd auf den Käse beginnen.

Spielablauf
Zunächst stellt jeder Spieler eine seiner 4 Mäuse in eine der Turmzinnen. Nun geht es reihum. Jeder Spieler kann nun bis zu 4 Aktionen aus den folgenden 3 Möglichkeiten durchführen:
  • Aufdecken
  • Laufen
  • Schieben (max. 1x)


Aufdecken
Da sich die Mäuse nicht auf den Dächern fortbewegen dürfen, kann man als Aktion ein an eine eigene Maus angrenzendes Dach (auch diagonal angrenzend) öffnen.

Laufen
Als eine Aktion kann man eine seiner Mäuse um 1 Feld waagerecht oder senkrecht fortbewegen - allerdings nicht auf Dächern. Das Einsetzen einer Maus in eine Turmzinne gilt ebenfalls als eine Aktion. Fremde Mäuse können übersprungen werden, dies sind aber 2 Aktionen. Pro Feld darf nur eine Maus stehen.

Schieben
Maximal einmal pro Zug kann ein Spieler das freie Schiebeplättchen in eine der 9 möglichen Schlitze schieben und so die Reihenfolge dieser Reihe/Spalte um eine Position weiter zu bewegen. Das Plättchen, das am Ende der Reihe/Spalte heraus kommt, ist das nächste freie Schiebeplättchen. Fällt durch das Schieben eine Maus in die Mausefall, bleibt sie bis zum Spielende dort drinnen liegen.

Stehen 2 eigene Mäuse auf 2 Plättchen, die die gleiche Sorte Käse zeigen, erhält der Spieler eines der passenden kleinen Käseplättchen. Von jeder Käsesorte kann jeder Spieler nur ein kleines Plättchen besitzen. Am Ende des Zuges eines Spielers werden alle Dachfelder zugedeckt, auf denen keine Maus steht.

Das Spiel endet, wenn ein Spieler 4 unterschiedliche Käsesorten gesammelt hat oder wenn ein Spieler (durch Fallen) nur noch eine Maus übrig hat. Im letzten Fall gewinnt der Spieler mit den meisten Käsesorten.

Fazit
Das wichtige vorweg: Burg Appenzell macht seiner Auszeichnung "Deutscher Kinderspiel Preis" alle Ehre. Es ist ein wirklich schönes, durchdachtes Kinderspiel, das auch für die eine oder andere Erwachsenenrunde durchaus geeignet sein könnte.

Das schön gestaltete Spielmaterial und die vorbildliche Anleitung habe ich ja auch schon im Ersteindruck gelobt und der schöne Schein trübt hier tatsächlich nicht. Einzig die Lagerung der Spielmaterialien ist dem Zoch-Verlag nicht ganz so gut gelungen. Das das Plastik-Inlet den kompletten Schachtelinhalt ausfüllt, müssen alle Teile entweder in den Löchern verstaut bzw. (wie beim Spielaufbau) obenauf geschichtet werden. Dies ist zeitaufwendig und man bekommt z.B. die kleinen Käseplättchen teilweise nur noch schwer aus den Löchern heraus, weswegen wir diese Teile in einer Plastiktüte aufbewahren. Vor allem muss man beim Spielaufbau sämtliche Marker entfernen um an die Mäuse/Marker in den Löchern zu kommen, nur um danach alles wieder aufzubauen. Das hätte besser gelöst werden müssen. Dadurch dauert der Aufbau auch recht lange und muss vermutlich von den Erwachsenen oder älteren Kindern übernommen werden. Aber die süßen Mäuse entschädigen doch für einiges.

Nun zum eigentlichen Spiel: Burg Appenzell fördert die Merkfähigkeit sowie das logische Denken. Da die Käseplättchen oft durch die Dächer wieder zugedeckt werden, muss man sich schon merken, an welchen Stellen sich welche Käsesorte bzw. die Mausefallen befinden (je mehr Spieler mitspielen, desto weniger muss man sich allerdings merken, da dadurch mehr Mäuse im Spiel sind). Durch das Schieben der Reihen, muss man sich andererseits auch überlegen, was passiert, wenn eine Reihe um ein Feld verschoben wird. Beide Spielelement sind sehr schön und kinderfreundlich verpackt und so macht die Jagd nach Käse wirklich viel Spaß. Das Fangen der Mäuse mit den Mausefallen ist eine witzige Idee, hat aber einen gewissen "Mensch ärger dich nicht"-Effekt - je nach Kind könnte man hier ggf. die Regel einführen, mit der Maus wieder von einer Turmzinne beginnen zu dürfen.

Burg Appenzell lässt sich von 2 bis 4 Spielern gleichermaßen gut spielen - wie schon angesprochen, vermindert sich mit zunehmender Spielerzahl die Menge an Informationen, die man sich merken muss, dafür wird es aber auch etwas strategischer, da man recht oft die Gegner behindern kann.

Der Preis von aktuell 25 Euro ist für das Spiel angemessen und man erhält einen fairen Gegenwert für sein Geld. Alles in allem empfinde ich Burg Appenzell als rundum gelungen (abgesehen von der Verpackungs- Problematik) - hier hat der Zoch-Verlag wirklich mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Wer ein Kinderspiel für das Alter von 6+ sucht, für den kann ich mit Burg Appenzell eine klare Empfehlung geben.



24. November 2007 - (tp)

Rezensionsbilder