Rezension von Navegador


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom PD Verlag bereitgestellt wurde.)

Rezension

Spielziel
Bei "Navegador" brechen zwei bis fünf Spieler mit ihren Schiffen auf, um über die Küsten von Afrika nach Indien und China zu gelangen und neue Regionen zu erkunden. Unterwegs werden Kolonien gegründet und wertvolle Waren gehandelt. Mit der Errichtung neuer Werften und Kirchen wird der eigene Einfluss erhöht und durch das Erlangen von Privilegien die eigene Macht erweitert. Am Ende entscheidet über den Sieg, welcher Navegador die meisten und wertvollsten Errungenschaften sammeln konnte.

Spielausstattung
Der große Spielplan hat eine englische und eine deutsche Seite. Er zeigt im Groben eine Landkarte von Afrika und Asien mit verschiedenen Seeregionen. Jede Seeregion hat eine bestimmte Anzahl von Kolonien. Auf der linken Seite ist eine Preistafel für die drei Warensorten Zucker, Gold und Gewürze zu sehen. Oben befindet sich ein Feld für die Anzahl der Arbeiter und eine Galerie für die Privilegien. Links unten sind Reihen für die unterschiedlichen Gebäudesorten und dazugehörige Preise abgebildet. Und mitten im indischen Ozean befindet sich eine große Windrose umgeben von acht Feldern - das Rondell mit den Spieleraktionen.

Die 5 Spielerablagen zeigen Bereiche für Faktoreien, Entdeckungen, Werften und Kirchen, sowie fünf Punkteleisten für die unterschiedlichen Errungenschaften. Aus fester Pappe gibt es 33 Kolonien, 35 Privilegien, 1 Navegador-Karte, 2 Plättchen für doppelten Schiffsverlust und Münzen. Aus Holz sind enthalten: 36 Schiffe, 5 Arbeiter, 5 Aktionssteine, 12 Entdecker, 10 Kirchen, 10 Werften, 23 Faktoreien und 3 Preismarker. Neben der Spielanleitung und dem doppelten Faltblatt für den Schnelleinstieg ist noch ein Heft über historische Persönlichkeiten enthalten.

Spielablauf
Zur Spielvorbereitung wird der große Spielplan in der Tischmitte ausgebreitet und die Startpreise auf dem Markt markiert. Die Kolonieplättchen werden nach Zucker, Gold und Gewürze getrennt, verdeckt gemischt und auf die entsprechenden Stellen auf dem Spielplan verteilt (in jede Region kommen 1 bis 4 Plättchen einer Sorte). Jeweils ein Privileg für jede Errungenschaft kommt in die Galerie. In jede der zwölf Seeregionen - außer in Portugal - wird ein Entdeckerstein gelegt. Der Markt für die Gebäude wird wie auf dem Spielplan aufgedruckt aufgefüllt. Jeder Spieler erhält eine Spielerablage und legt darauf eine orangene Startfaktorei, eine Werft und eine Kirche. Außerdem bekommt er 200 Cruzades Startkapital, ein Königsprivileg und in seiner Farbe: 7 Schiffe, von denen 2 in die Seeregion Portugal gestellt werden, einen achteckigen Spielstein, sowie eine Arbeiterfigur, die in Lisaboa auf das Feld mit der 3 platziert wird. Der letzte Spieler vom Starspieler ausgehend erhält die Navegador-Karte.

Die Spieler führen nacheinander je eine Aktion aus, die sie auf dem Rondell auswählen. In der ersten Runde darf diese Aktion frei gewählt werden, indem der Spieler seinen Aktionsstein auf eine beliebige Aktion stellt. In den nächsten Runden darf der Spieler seinen Aktionsstein um 1 bis 3 Felder auf dem Rondell vorwärts bewegen. Für jeden zusätzlichen Schritt muss er ein Schiff vom Spielplan zurück nehmen. Der Spieler mit der Navegador-Karte hat die Möglichkeit einmal zusätzlich zu "Segeln", danach gibt er die Karte an seinen rechten Nachbarn weiter.

Die acht möglichen Aktionen sind im Einzelnen:

BAUMEISTER
Der Spieler darf hier Faktoreien, Werften und Kirchen bauen. Er muss je nach Gebäudetyp eine gewisse Anzahl von Arbeitern vorweisen und den entsprechenden Preis für das Gebäude bezahlen (der nach jedem Erwerb ansteigt). Die erworbenen Gebäude stellt er auf seiner Spielerablage auf den dafür vorgesehenen Bereich.

SEGELN
Der Spieler darf mit jedem seiner Schiffe um eine Seeregion weiter ziehen. In eine unentdeckte Seeregion darf er nur mit zwei Schiffen gleichzeitig rücken. Er verliert dabei ein Schiff, darf aber den Entdeckerstein an sich nehmen. Außerdem deckt er die dortigen Kolonien auf und erhält den niedrigsten aufgedruckten Geldwert ausbezahlt.

ARBEITER
Der Spieler darf für jede Kirche, die er besitzt einen Arbeiter für 50 Cruzades anwerben. Jeder weitere Arbeiter kostet ihn je nach Spielphase 100, 200 oder 300 Cruzades. Die Anzahl der Arbeiter wird entsprechend in Lisabona markiert, indem die Arbeiterfigur um so viele Felder weiter rückt, wie der Spieler Arbeiter angeworben hat.

KOLONIE
Der Spieler darf in den Seeregien in denen er Schiffe hat, Kolonien gründen. Pro Kolonie muss er dazu zwei Arbeiter und ein Schiff in der entsprechenden Seeregion vorweisen. Er nimmt die Kolonie-Plättchen an sich und bezahlt den aufgedruckten Preis an die Bank.

PRIVILEG
Der Spieler darf sich ein Privileg aus der Galerie nehmen und auf seiner Spielerablage in der passenden Spalte ablegen. Er erhält dafür die dort aufgedruckten Cruzades mal der entsprechenden Errungenschaften, die sich zu dem Zeitpunkt in seinem Besitz befinden, ausbezahlt. Gleichzeitig muss er einen Arbeiter abgeben.

SCHIFFE
Der Spieler darf für jede Werft, die er besitzt ein Schiff für 50 Cruzades bauen und in die Seeregion Portugal stellen. Jedes weitere Schiff kostet ihn je nach Spielphase 100, 200 oder 300 Cruzades.

MARKT (2 x)
Auf dem Markt können Waren aus den gegründeten Kolonien verkauft oder die eigenen Faktoreien eingesetzt werden. Aus jeder eigenen Kolonie kann der Spieler eine entsprechende Ware zu dem aktuellen Marktpreis verkaufen. Der Marktanzeiger wird anschließend um so viel Felder nach unten versetzt wie betreffende Waren verkauft wurden. Der Spieler kann alternativ für jede Warensorte seine entsprechenden Faktoreien einsetzen und erhält den angezeigten Gewinn ausbezahlt. Der Marktanzeiger wird anschließend um so viel Felder nach oben versetzt wie betreffende Waren fakturiert wurden.

Sobald ein Spieler eine rote Linie übersegelt, werden die Privilegien aufgefüllt und das Spiel geht mit der nächsten Runde in die nächste Spielphase über. In Spielphase Zwei können sich alle Schiffe nun um zwei Seeregionen vorwärts bewegen und Arbeiter ohne Kirche, sowie Schiffe ohne Werft kosten nun 200 Cruzades. In der dritten und letzten Phase ziehen Schiffe bis zu drei Felder weit und zusätzliche Arbeiter und Schiffe kosten 300 Cruzades.

Sobald ein Spieler die Seeregion Nagasaki erreicht hat oder das letzte Gebäude vom Spielplan genommen wurde, führt jeder Spieler noch einen Spielzug durch, bevor das Spiel endet.

Zunächst erhält jeder Spieler für jedes eigene Schiff auf dem Spielplan, für jeden Arbeiter und für je 200 Cruzades einen Siegpunkt. Danach werden die Spielerablagen ausgewertet. Jeder Spieler legt noch sein Königsprivileg auf eine freie Stelle einer beliebigen Spalte. Danach werden die Punkte je Spalte addiert und mit den entsprechenden Errungenschaften multipliziert. Wenn zum Beispiel ein Spieler 5 Kolonien gegründet und in der Spalte "Kolonien" 3 Privilegpunkte gesammelt hat, entspricht das 15 Siegpunkten. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten ist der erfolgreichste Navegador.

Gesamteindruck
Das Spielmaterial von "Navegador" ist üppig und hervorragend gestaltet. Es ist von bester Qualität, sehr übersichtlich, farblich abgestimmt und somit nach kurzer Zeit selbsterklärend. Lediglich die Anzahl der Arbeiter ist auf dem Spielplan nicht so gut erkennbar. Die Spielanleitung ist klar strukturiert, relativ leicht verständlich und mit vielen Beispielen versehen. Absolut vorbildlich ist das doppelseitige Beiblatt für den Spielaufbau und das Rondell mit den kurzen Erklärungen der einzelnen Aktionen. Lediglich eine kleine Übersicht für jeden Spieler fehlt vielleicht.

Somit gelingt der Spieleinstieg relativ schnell. Wobei man sich beim ersten Spiel erst mal mit den Möglichkeiten und deren Zusammenspiel auseinandersetzen muss. Zunächst wäre da das Rondell wo jeder Spieler seine Aktion festlegt. Interessant ist hier, dass jeder Spieler immer nur eine Aktion macht und dann schon der nächste Spieler dran ist. Allerdings steht einem nicht immer jede Aktion zur Verfügung, da man seinen Aktionsstein ja nur um ein bis drei Schritte vorwärts bewegen darf. Das alles hat zwar den großen Vorteil, dass die Spieler wieder schnell dran sind, aber dadurch sind auch die Möglichkeiten teilweise vorgegeben und eine langfristige Planung ist nur bedingt machbar. Interessant und gut gelöst ist der Markt mit seinen Preisschwankungen. Zucker steht früh zur Verfügung, was oft zu einem schnellen Preisverfall führt. Gewürze werden erst später entdeckt, so dass deren Preis früh in die Höhe geht. Später dreht sich das dann wieder etwas. Hat man allerdings viele unterschiedliche Kolonien und Faktoreien wird die Aktion "Markt" bald zu einer etwas lästigen Rechnerei.

Es gibt fünf Errungenschaften, die zu den wichtigen Siegpunkten führen. Eine Spezialisierung ist hier nur bedingt möglich, da alles ineinander spielt. Kolonien und Faktoreien brauche ich, um an Geld zu kommen. Entdeckungen bringen zwar auch etwas Geld, führen aber hauptsächlich zu den Kolonien. Werften brauche ich, um Schiffe zu bauen, welche ich ja wiederum für die Entdeckungen benötige. Und Kirchen schließlich brauche ich, um an Arbeiter zu kommen, die ich zwingend für die so wichtigen Privilegien benötige und ohne die ich auch keine Gebäude kaufen darf. Dennoch kann ich versuchen von allem nur wenig zu machen und mich in ein oder zwei Sachen zu spezialisieren. Sicher ist, dass für alles Geld gebraucht wird. Deshalb gibt es auf dem Rondell auch zweimal den Markt. Allerdings besteht irgendwann bei fast jedem Spieler jede zweite Aktion aus dem Markt, was etwas den Spielspaß hemmt.

Oft hat sich bei uns gezeigt, dass die Kirchen sehr stark sind, da sie ja neben günstigen Arbeitern auch viele Siegpunkte bringen. Natürlich kann man dem gegensteuern, allerdings muss man dann dafür seine eigene Taktik vernachlässigen. Zusätzlich ist der führende Spieler zum Ende hin kaum einzuholen, da er versuchen wird durch die Entdeckung von Nagasaki das Spiel zu beenden. Manchmal hätten wir uns gewünscht, das eine oder andere Schiff eines Mitspielers aufhalten zu können. Auch Spieler, die das Spiel schon kennen haben einen klaren Vorteil gegenüber Neueinsteigern.

"Navegador" spielt sich in jeder Besetzung etwas anders. Mit wenigen Spielern steht meist mehr Geld zu Verfügung, da die Spieler mehr Kolonien und Faktoreien besitzen. Mit vielen Spielern wird das Geld sehr knapp und Investitionen sind dadurch seltener und schwerer zu tätigen. Dennoch lässt es sich auch zu Fünft gut spielen. Allerdings wird es dann schon fast zu einem Mangelspiel. Zu Zweit hat uns das Spiel nicht so gut gefallen, da es sich hier ohne großen Spannungsbogen herunterspielt. Die ideale Besetzung liegt bei 3, besser bei 4 Spielern.

Fazit
"Navegador" ist ein sehr gut gemachtes Spiel mit schönem, funktionellem Material. Dank der guten Spielanleitung sind die Regeln relativ schnell verinnerlicht. Die Mechanismen sind interessant und greifen sehr gut ineinander. Dennoch spielt man das Spiel eher vor sich hin und reagiert durch die zwar schnelle, aber eingeschränkte Auswahl von Aktionsmöglichkeiten meist nur auf die aktuelle Situation. Auch sind einzelne Komponenten recht stark, wie zum Beispiel die Kirchen. Somit mag das Spiel Anfangs faszinieren und gefallen, aber der Wiederspielreiz hält sich etwas in Grenzen.



13. Februar 2011 - (ms)

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