Rezension von Egizia


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Hans im Glück bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Das Cover von "Egizia" vom Verlag "Hans im Glück" ist ansprechend gestaltet und bringt dem Spieler gleich das anstehende Thema näher: Ägypten. Auch nach dem Öffnen der Schachtel setzt sich der gute Eindruck fort. Neben einem Spielplan, bei dem sich auf das Wesentliche beschränkt wurde, findet man 4 Ablageleisten, diverse Holzquader und -schiffe, ein paar Karten und eine Hand voll Marker. All das kommt in guter (Standard-) Qualität daher - sowohl optisch als auch haptisch. Mittels Zipper-Tüten und 4 Ablagefächern kann man das Spielmaterial auch geordnet in der Verpackung unterbringen.

In der Anleitung wechseln sich Textpassagen und Beispiele gut ab, so dass man einen ersten Vorgeschmack auf das Spiel erhält. Die Regeln werden in logischer Reihenfolge nachvollziehbar erklärt.

Thema & Ziel des Spiels
Ägypten - Thema vieler Spiele, und so verzichtet "Egizia" gänzlich auf eine Hintergrund-Story. Lediglich auf der Verpackungsrückseite ist zu lesen, dass sich die Spieler im Jahr 2707 v. Chr. als Händler und Baumeister wiederfinden. Diese versuchen sich an möglichst vielen der Bauwerke zu beteiligen, um dadurch Punkte zu ergattern. Wer am Spielende die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt den Wettstreit.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt (natürlich) in die Tischmitte und jeder Spieler erhält eine Grundausstattung in Form von Spielertableau, Bautrupp-Plättchen, Schiffen, Steinen und Startkarten. Die Spieler-Reihenfolge wird festgelegt, denn diese erfolgt nicht im Uhrzeigersinn. Zuletzt werden die verschiedenen Kartenstapel gemischt und bereit gelegt, sowie die Gräber-Plättchen verteilt.

Spielablauf
Das Spiel verläuft über 5 Runden, die in 7 Phasen unterteilt sind. Bei einem Teil der Phasen entspricht die Spieler-Reihenfolge der umgekehrten Reihenfolge der Siegpunkte, also nicht reihum. Andere Phasen werden gleichzeitig abgearbeitet.

Am Anfang jeder Runde (Phase 1) werden die Kartenfelder des Spielplans mit neuen Nil-Karten belegt.

In Phase 2 (Nil befahren) setzen die Spieler in o.g. Reihenfolge ihr Schiffe auf die verschiedenen Aktionen des Spielbretts. Dabei ist zu beachten, dass ein Spieler seine Aktionen immer weiter flussabwärts durchführen muss, d.h. einige Aktionen sind nicht immer für alle Spieler verfügbar. Es gibt 3 Aktionsfelder: Nil-Karte nehmen, direkte Aktion und Baufelder. Die ersten beiden Aktionen werden direkt durchgeführt, die Baufelder werden in Phase 5 abgearbeitet.

In der "Bautrupps ernähren"-Phase muss jeder Spieler seine Bautrupps ernähren. Dabei bestimmt der Wasserring, welche Ackerfelder der Spieler bewässert werden.

In Phase 4 erhalten die Spieler Nachschub an Steinen.

In Phase 5 werden die Bauplätze abgehandelt. Hierbei setzen die Spieler i.d.R. ihre Steine auf Bauplätzen ein, um verschiedene Vorteile zu erlangen. Dies können z.B. Sphinx-Karten sein oder der Spieler baut an einem Monument (was am Spielende Siegpunkte gibt) oder er erhält Grab-Plättchen, die ebenfalls Siegpunkte wert sind.

In den Phasen 6 und 7 werden zunächst Bonuspunkte für das Bauen verteilt, anschließent wir die neue Spieler-Reihenfolge bestimmt.

Das Spiel endet nach Runde 5 mit einer Schlusswertung. Wer die meisten Punkte erreichen konnte, gewinnt das Spiel.

Fazit
Egizia ist eines dieser Spiele, bei denen es (zumindest in meinen Augen) fast nichts auszusetzen gibt, wenn man ein Fan strategischer Brettspiele ist. Dies geht bereits beim Öffnen der Verpackung los: Reichlich Spielmaterial in (vom Verlag gewohnt) guter Qualität, ein passender und hübsch anzusehender (wenn auch manchmal nüchterner) Stil im illustratorischen Bereich sowie eine gelungene Anleitung machen Lust auf das eigentliche Spiel. Anzumerken ist, dass die Anleitung zwar gut ins Spiel einführt, der richtige Durchblick wird aber erst während des Spielens erreicht werden.

Der Spielaufbau dauert ein paar Minuten und verschreckt aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten den neuen Spieler. Nach ein paar Spielrunden geht der Spielablauf aber in Fleisch und Blut über. Das Spiel besteht aus 7 Phasen, von denen allerdings lediglich die zweite tatsächliche Aktionen der Spieler voraussetzt. Die anderen 6 Phasen werden "nach Schema F" abgehandelt: es werden Karten verteilt, Bautrupps ernährt, Einkommen gesichert und die "Baustellen" ausgewertet. So gesehen fordern lediglich 1/7 des Spiels die Interaktion der Spieler. Auch wenn diese Phase die (zeitlich) längste Dauer des Spiels in Anspruch nimmt, benötigt die Abarbeitung der anderen Phasen recht viel Zeit, so dass Zwischendurch ein gewisser Eindruck von Leerlauf entstehen kann. Dies ist auch ein kleiner Kritikpunkt, den ich dem Spiel anrechnen muss.

Die wichtigste Phase ist, wie beschrieben, die Phase "Nil befahren", in der die Spieler ihre Aktionen auswählen und das Spiel gewinnen möchten. Egizia ist ein Optimierungs-Mangelspiel, d. h. es gibt viele strategische Möglichkeiten, von denen man immer nur wenige tatsächlich durchführen kann. Da das Spiel sehr offen gestaltet ist, gibt es eigentlich keine klassische Gewinn-Strategie - stets ist man damit beschäftigt die eigenen Aktionen zu planen und die Gegneraktionen zu berücksichtigen. Sehr interessant ist die Methodik, dass man seine Schiffe immer nur Flussabwärts setzen darf, d.h. dass man einen Mittweg zwischen "unbedingt gewollten aber weit entfernten" Aktionen und "verschenkte Aktionsmöglichkeiten" finden muss. Da jede Aktion (bis auf die 3 Bauplätze) nur 1x belegt werden kann, ist Schnelligkeit hin und wieder Trumpf.

Insgesamt ist Egizia aber ein sehr "rundes" Spiel, das viel Raum für die eigenen Optimierfähigkeit bietet. Je mehr Spieler mitspielen, desto unvorhersagbarer wird es - für einen wirklichen Kritikpunkt reicht diese Tatsache aber nicht, da das Spiel dadurch nicht unspielbar wird sondern lediglich herausfordernder. Die Regelmenge eignet sich auch für Gelegenheitsspieler, richtig eintauchen werden aber wohl nur die sogenannten Vielspieler. Der Preis von aktuell knapp unter 30 Euro ist sowohl für das gebotene Spielmaterial als auch für den Spielspaß auf jeden Fall gerechtfertigt.



12. Juni 2010 - (tp)

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