Rezension von Ra - Das Würfelspiel


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Rio Grande Games bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
"Ra - Das Würfelspiel" vermittelt bereits auf dem Cover hübsch illustriert das Thema des Spiels: Würfeln vor einem ägyptisch-historischen Hintergrund. An Spielmaterial gibt es in der Verpackung nicht allzu viel: 4 Übersichtskarten, 5 Wüfel, ein Spielbrett und ein paar Holzwürfel, die scheinbar zweite Wahl waren; so viele Farbschattierungen und unsauber und unterschiedlich geschinttene Würfel habe ich noch in keinem Spiel erlebt. Illustratorisch ist das Material in Ordnung, auch wenn die Übersichtstafel etwas kryptisch erscheint. Die Anleitung lässt keine Regelfragen offen.

Thema & Ziel des Spiels
Die Hintergrundgeschichte von "Ra - Das Würfelspiel" ist schnell erzählt: 1500 Jahre ägyptische Geschichte sollen durch das Werfen von 5 Würfeln nachgespielt werden. Dabei werden Monumente errichtet, Äcker angelegt, Götter gehuldigt und die eigene Zivilisation vergrößert. Wer am Spielende dadurch die meisten Punkte erreichen kann, gewinnt.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Die Ra-Figur wird auf der Sonnen-Leiste auf das Feld mit der Zahl gestellt, die der Anzahl der Spieler entspricht. Jeder Spieler erhält seine Markierungssteine sowie eine Spielhilfe. Je ein Markierungsstein wird vor die Pharao- bzw. Nil-Leiste sowie auf die Punkteleiste gelegt. Der Startspieler erhält die 5 Würfel. Los geht's!

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe würfelt er maximal 3x mit den Würfeln. Jede gewürfelte Sonne wird direkt auf die Sonnenleiste rechts neben die Ra-Figur gelegt. Bei den übrigen Würfeln ist es dem Spieler freigestellt, ob er sie erneut wirft oder behält. Nach maximal dem 3. Wurfel muss er die Würfel auswerten und der nächste Spieler ist an der Reihe.

Außer bei den Sonnenwürfeln, die man sofort auf der Sonnenleiste ablegen muss, kann der Spieler aus folgenden Alternativen zum Ablegen der Würfel wählen: 1 Feld vorrücken auf der Pharao-Leiste für jeden gewürfelten Pharao. 1 Feld vorrücken auf der Nil-Leiste für jedes gewürfelte Schiff - bei 3 Schiffen wird ein weiterer Stein (= Hochwasserstein) zu dem/n bereits liegenden Stein/en gelegt. Ab 3 Zivilisationssymbolen kann ein (oder ggf. mehrere) eigener Stein auf der Zivilisationsleiste platziert werden. Für gewürfelte Monumente dient der Monument-Bereich. Das Anch-Symbol kann für alle Varianten als Joker eingesetzt werden.

Nach dem Einsetzen der Steine wird, wenn neben der Ra-Figur ein oder zwei Sonnenwürfel liegen, diese um die entsprechende Anzahl an Felder vorangezogen. Bei 3 Sonnenwürfeln erhält der Spieler 3 Siegpunkte und ab 4 Sonnenwürfeln, kann eine von 4 Sonderaktionen durchgeführt werden.

Erreicht die Ra-Figur das Ende der Leiste, erfolgt die Epochenwertung (bzw. beim dritten Mal die Endwertung) und das Spiel geht in die nächste Runde. Bei der Epochen- bzw. Endwertung erhalten die Spieler für ihre abgelegten Steine Siegpunkte bzw. müssen (für fehlende Steine) auch Punkte abgeben. Es gewinnt der Spieler, der nach 3 Epochen die meisten Punkte sammeln konnte.

Fazit
"Man würfelt bis zu 3 Mal mit insgesamt 5 Würfeln und muss sich dann entscheiden, wo man seine Würfel platziert". Wer bei dieser Aussage zuerst an Kniffel denkt, hat vermutlich recht, denn das Grundprinzip von "Ra - Das Würfelspiel" erinnert doch sehr stark an den Würfel-Klassiker, auch wenn man das Gefühl einer höheren Komplexität hat.

Würfelspiele besitzen in der Regel einen sehr hohen Glücksfaktor. So auch bei "Ra" - man ist zu 100% von seinem Würfelergebnis abhängig und kann lediglich entscheiden, welche Würfel man erneut werfen möchte. Auch die Spieldauer der einzelnen "Epochen" ist großteils vom Würfelwurf abhängig, da man gewürfelte Sonnen direkt ablegen muss - so kann es z. B. passieren, dass bei einem 2-Spieler-Spiel der 2. Spieler nur 1x in einer Epoche würfeln darf (3x 2 gewürfelte Sonnen -> Epochenende). Diese Unwegbarkeiten lassen eine Planung nur bedingt zu. Wir haben teilweise mit der Hausregel gespielt, dass gewürfelte Sonnen beim ersten Würfelwurf erneut geworfen werden können.

Im Gegensatz zu Kniffel, wo man z. B. aus einem Ergebnis "2-2-4-4-6" diverse Möglichkeiten zum Notieren der Punkte hat (2er, 4er, 6er, Chance, Streichen eines Wertes), sind bei "Ra" die Setzmöglichkeiten, abgesehen von der Zurodnung von Anchs, oft vorgegeben - lediglich innerhalb der Bereiche hat man ggf. Auswahlmöglichkeiten. Das wichtigste Steuerelement ist die Entscheidung, welche Würfel man behält und welche man erneut würfelt. Durch die unterschiedliche Vergabe von Punkten (bzw. deren Verlust) ist es aber dennoch relevant, auf welche Kombinationen man plant. Insbesondere die -5 Punkte der Zivilisationsleiste erschien sehr hoch gegriffen. Da die Monumente erst am Spielende gewertet werden, gilt es abzuwägen, ob man eher kurzfristig oder langfristig plant. Und bei der Platzierung im Monument-Bereich ist dann letztendlich doch etwas Taktik gefragt.

Den Preis von über 25 Euro halte ich für etwas überteuert. Weder das Spielmaterial noch die Qualität des Spielinhalts rechtfertigen in meinen Augen diesen Preis - da bekommt man bei anderen Spielen mehr fürs gleiche Geld.

"Ra" ist meines Erachtens nach ein Spiel für mehrere Spieler. Zu zweit kam bei mir nur selten wirklich Spielspaß auf - ab 3 Spielern kann man es gut als "Spiel für Zwischendurch" (eine Partie dauert selten länger als 20-25 Minuten) ansehen, bzw. als "unkompliziertes Würfelspiel", bei dem man seine grauen Zellen nicht allzu sehr strapazieren muss. Auch "Zocker" könnte das Spiel gefallen.



06. Dezember 2009 - (tp)

Rezensionsbilder