Rezension von Die Siedler von Catan


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom KOSMOS bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Meine erste Partie "Siedler von Catan" liegt ca. 10 Jahre zurück - da fällt es schwer einen Ersteindruck zu beschreiben. Warum ich das Spiel dann überhaupt rezensiere? Weil wir mit "Händler & Barbaren" die neuste Erweiterung zu diesem Klassiker zum Test vorliegen haben und dafür als Grundlage die Rezension vom Ur-Siedler einfach dazu gehört. Mir liegt die "alte" Auflage mit dem Holzspielmaterial vor, zwischenzeitlich ist aber auch eine Auflage mit Plastikhäuschen u.ä. herausgekommen.

Die aufgehende Sonne über dem Siedler-Horizont, die einem von der Spielepackung entgegenstrahlt kennt vermutlich jeder, der gerne Gesellschaftsspiele spielt. Das Spielmaterial (6-Eck-Felder, Rohstoff-/Spielkarten, und Holzdörfer und -städte) gehört sicherlich nicht zum schönsten, was die Spielewelt zu bieten hat, ist aber zweckmäßig, stabil und passt zum Spiel. Nebenbei gesagt, gefällt mir die Holz-Version auch besser als die Plastik-Version.

Die Regeln zum Siedeln sind nicht sonderlich kompliziert und gut in der beiliegenden Anleitung beschrieben. Falls doch noch Fragen auftauchen, liegt dem Spiel noch ein Siedler-Almamach bei, der einzelne Punkte etwas detaillierter beschreibt.

Thema & Ziel des Spiels
Das Spiel mit den berühmten 6-eckigen Feldern beherbergt Siedler und wird Catan genannt. Wie jedes Land besteht auch Catan aus diversen Landschaften (Gebirge, Wald, ...) und jede dieser Landschaften bringt den Siedlern, die daran wohnen Rohstoffe. Doch nicht jede Landschaft ist auch gleich ertragreich und so bleibt es nicht aus, dass die besten Plätze recht schnell besiedelt sind. Aber man benötigt natürlich alle Rohstoffsorten um sich auszubreiten und so bleibt einem oft nur der Hand mit den Mitspielern.

Das Ziel ist es, Siegpunkte zu erreichen, die es z. B. für den Bau von Gebäuden gibt. Wer 10 Siegpunkte sein eigen nennt, ist der Gewinner.

Spiel-Vorbereitungen
Jeder Spieler erhält in seiner Farbe 5 Siedlungen, 4 Städte und 15 Straßen, sowie eine Baukostenkarte. Nun werden die 6-eckigen Landschaftsfelder gemischt und reihum offen ausgelegt (im Standardspiel ist die Reihenfolge vorgegeben). Auf jedes Feld (außer der Wüste) wird nun zufällig ein Zahlenchip gelegt. Um die Landschaftsfelder kommt nun noch eine Reihe Meer-Felder.

Die Entwicklungskarten nun noch mischen; die Rohstoffkarten nach Rohstoff sortiert bereit legen. Ebenso die 2 Sonderkarten. Der Räuber steht initial auf der Wüste.

Spielablauf
Bevor die eigentlichen Spielrunden losgehen, wird noch die Startaufstellung gelegt. Dazu beginnt der Startspieler damit, eine seiner Siedlungen auf eine der Kreuzungspunkte der Plättchen zu legen. Reihum setzt jeder weitere Spieler eine Siedlung - der letzte Spieler setzt deren 2. Nun setzt rückwärts bis zum Startspieler jeder Spieler noch eine weitere Siedlung (so dass nun von jeder Farbe 2 Siedlungen im Spiel sind). Für jede Landschaft, an die eine der Siedlungen grenzt, nimmt sich der Spieler nun je eine Rohstoffkarte.

Nun geht es in Spielrunden weiter, die aus bis zu drei Aktionen bestehen:
  • Rohstoffe auswürfeln
  • Handeln (optional)
  • Bauen (optional)


Rohstoffe auswürfeln
Der Spieler, der an der Reihe ist, würfelt mit beiden Würfeln und zählt die beiden Augenzahlen zusammen. Eine Landschaft mit einem Zahlenplättchen, das die gewürfelte Zahl zeigt, bringt nun Erträge. Jeder Spieler erhält für jede Siedlung, die an diesem Landschaftsfeld gebaut wurde, einen Rohstoff der entsprechenden Sorte - für eine Stadt 2 Rohstoffe.

Wird die 7 gewürfelt, gibt es keine Erträge. Stattdessen stellt der Spieler den Räuber auf ein Landschaftsfeld seiner Wahl und zieht bei einem Spieler, der eine Siedlung/Stadt an diesem Feld besitzt, eine seiner Rohstoffkarten. Jeder Spieler mit mehr als 7 Rohstoffkarten muss die Hälfte seiner Karten ablegen. Felder, auf denen der Räuber steht, bringen keine Rohstofferträge.

Handeln
In dieser Phase darf der aktuelle Spieler mit allen anderen Spielern um Rohstoffkarten handeln. Neben dem Handel mit den Mitspielern kann jederzeit 4:1 getauscht werden - wer eine Siedlung/Stadt an einem Hafenfeld hat, kann 3:1 bzw. 2:1 mit der Bank handeln.

Bauen
Nun kann der Spieler soviel bauen, wie er mit Rohstoffkarten bezahlen kann. Folgendes ist dabei zu beachten:
  • Zwischen 2 Siedlungen/Städten muss immer ein freies Kreuzungs-Feld liegen
  • Eigene Gebäude/Straßen werden immer an bestehende eigene Gebäude/Straßen angelegt
  • Maximal eine Straße pro Kartenkante; maximal 1 Siedlung/Stadt pro Kreuzungsfeld
  • Wer eine Stadt bauen will, ersetzt dadurch eine seiner bereits gebauten Siedlungen durch eine Stadt

Siegpunkte
Jede Siedlung bringt einen Siegpunkt, jede Stadt deren zwei. Wer die längste zusammenhängende Straße besitzt erhält 2 Siegpunkte; ebenso für die größte Rittermacht (die aus Entwicklungskarten gebildet wird).

Gewonnen hat, wer zuerst 10 Siegpunkte erreicht.

Fazit
Was soll ich zu Siedler noch groß sagen. Wir haben es früher jede Woche mindestens an 2 Abenden pro Woche gespielt und auch wenn es heute nicht mehr ganz so oft aus dem Schrank geholt wird, hat es doch nichts an seiner Faszination verloren - die einfachen Regeln, der kleine aber feine strategische Anteil und die (teils gemeinen) Glücksmomente bilden zusammen ein sehr rundes Spiel.

Das Siedeln im Grundspiel (d.h. ohne Erweiterung) ist ein relativ gradliniges Spiel, das man sehr gut überschauen kann. Die Platzierung der eigenen Dörfer/Städte/Straßen richtet sich nach den fehlenden Rohstoffen bzw. danach, wo "gute" Zahlenplättchen liegen. Der Interaktionsfaktor "Handeln" führt dazu, dass man nicht alleine vor sich hin siedelt und der Glückfaktor "Würfelwurf" sorgt dafür, dass Spieler mit Dörfern/Städten an hohen Zahlen eben auch nicht immer regelmäßig neue Rohstoffe bekommen und damit weitere Vorteile haben. Zusätzlich wird der Räuber natürlich vornehmlich so platziert, dass die Mitspieler dadurch größtmöglich benachteiligt werden.

Siedler ist ein Spiel, bei dem man sich so richtig schön ärgern kann, z. B. wenn die eigenen Zahlen nicht gewürfelt werden, der Räuber "immer" auf den eigenen Feldern landet und einem die Mitspieler immer genau die Karte aus der Hand ziehen, die man zum Erreichen der größten Handelsstraße zwingend benötigt. Siedler ist kein taktisch anspruchsvolles Strategiespiel - die Taktik beschränkt sich auf das Erreichen möglichst guter Bauplätze bzw. das verfeinern der eigenen Rohstofferträge. Der Rest vom Spiel ist Glück und die Gunst der Mitspieler beim Handeln. Einmal gewonnene Punkte können, bis auf Handelsstraße und Rittermacht, den Mitspieler nicht mehr weggenommen werden, so dass es teilweise schwierig ist, führende Spieler, die dazu noch vermeintlich günstig an Zahlenplättchen gebaut haben, wieder einzuholen - man kann sie nur mittels des Räubers etwas behindern. Eine Tatsache, die durch die Städte- und Ritter-Erweiterung etwas mehr strategischen Tiefgang erhielt.

Trotz alldem haben die Siedler von Catan einfach das gewisse Etwas. Das Spiel kann recht zügig gespielt werden und spricht aufgrund der einfachen Regeln eigentlich alle Spielertypen an. Durch die diversen Erweiterungen blieb auch der Langzeitspielspaß gewahrt - eine Tatsache, die ich an meinen durch hunderte von Partien abgegriffenen Karten nun wieder recht eindrucksvoll feststellen konnte. Das Spiel des Jahres 1995 ist definitiv ein Klassiker und sollte in keiner wohlsortierten Spielesammlung fehlen.



10. November 2007 - (tp)

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