Rezension von Shanghaien


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Abacus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Mit Shanghaien liegt uns ein neues 2-Spieler-Spiel aus dem Hause Abacus zum Test vor. Schon das Cover stimmt gut in das Spielthema "Piraten" ein. Der Stil des Covers wird auch beim Spielmateiral sowie der Anleitung beibehalten. Neben 2x6 Würfeln finden sich in der kleinen Verpackung noch 2 Piraten-Figuren aus Holz sowie 48 quadratische Karten.

Die Anleitung, die in 4 Sprachen verfasst ist, behandelt die wenigen Regeln sehr ausführlich, so dass eigentlich keine Regelfragen offen bleiben. Shanghaien kann sich, was den Ersteindruck betrifft, sehen lassen - zwar nichts außergewöhnliches, aber definitiv im guten Bereich.

Thema & Ziel des Spiels
Shanghaien ist ja bekanntlich die ungewöhnliche Art von manchen zwielichtigen Piraten-Kapitänen, ihre Crew zu rekrutieren. Von Alkohol betäubt fand man sich so schnell auf offener See wieder. Genau um dieses Thema geht es bei dem gleichnamigen Spiel: Es gilt möglichst geschickt Piraten zu rekrutieren und dabei seinen Mitspieler nicht aus den Augen zu verlieren, denn auch die Mannschaft des Mitspielers spielt bei der Endabrechnung stark in die eigenen Karten.

Spiel-Vorbereitungen

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Jeder Spieler erhält einen Satz Würfel sowie die farblich passende Holzfigur. Die Karten werden gemischt und von diesem Stapel 6 Karten offen in die Tischmitte ausgelegt. Der restliche Stapel dient als Nachziehstapel.

Spielablauf

Siehe hierzu auch unsere Schritt-Für-Schritt-Anleitung!

Das Spiel verläuft über 8 Spielrunden. In jeder Spielrunde sind die Spieler abwechselnd mehrfach an der Reihe.

Ein Spieler kann eine von zwei Aktionen wählen:
  • Würfeln: Der Spieler würfelt mit zwei seiner Würfel (d.h. diese Aktion ist nur möglich, wenn er noch mindesten 2 Würfel besitzt). Einen seiner Würfel muss der Spieler nun an eine ausliegende Karte anlegen, der andere kommt zurück auf die Hand. Dabei ist die Reihenfolge der Karten wichtig - an die erste Karte kann nur der Würfel mit der "1" angelegt werden, an die letzte Karte nur der 6er-Würfel usw. Liegen noch keine Würfel aus, legt der erste Spieler fest, ob von links nach rechts oder umgedreht gezählt wird. Ein Spieler kann beliebig viele Würfel an jede Karte anlegen.
  • Shanghaien: Ein Spieler kann Shanghaien, wenn er mindestens 2 eigene Würfel an die Karten angelegt hat. Er muss Shanghaien, wenn er die Würfeln-Aktion nicht mehr durchführen kann. Das Shanghaien beendet eine Runde sofort und es kommt zur Kartenverteilung.

Die Kartenverteilung, die am Ende jeder der 8 Spielrunden durcgeführt wird, läuft wie folgt ab:
  • Liegen an einer Karte keine Würfel, kommt diese aus dem Spiel
  • Liegen an einer Karte nur Würfel von einem Spieler, erhält dieser Spieler die Karte.
  • Liegen an einer Karte Würfel beider Spieler, erhält derjenige Spieler die Karte, der mehr Würfel angelegt hat. Bei Gleichstand erhält die Karte derjenige, der bei der (oder den) direkt angrenzende(n) Karte(n) die höhere Augenzahl ausliegen hat. Herrscht auch hier Gleichstand, kommt die Karte aus dem Spiel.
Piratenkarten werden farblich sortiert und für beide Spieler einsehbar offen vor jedem Spieler auslegt. Sonderkarten kommen ebenfalls offen neben die Piratenkarten. Sonderkarten (z. B. "noch mal würfeln" oder "Würfelergebnis verändern") können von einem Spieler dann direkt nach einem Würfelwurf eingesetzt werden. Jeder Spieler darf pro Spielrunde nur eine Sonderkarte einsetzen - hier wird die Holzfigur benutzt, um dies nachvollziehen zu können.

Das Spiel endet nach 8 Spielrunden, wenn alle Karten verteilt wurden. Nun folg die Endabrechnung. Nicht alle gesammelten Karten gelten in der Endabrechnung. Die Farben werden getrennt voneinander betrachtet.
  • Besitzt nur ein Spieler Karten einer Farbe, zählen alle Punkte auf den Karten dieser Farbe für den Spieler.
  • Besitzen beide Spieler Karten derselben Farbe, muss der Spieler mit der höheren Matrosenzahl alle seine Karten aus dem Spiel nehmen. Er erhält dafür aber sämtliche Karten dieser Farbe von seinem Mitspieler. Bei Gleichstand kommen alle Karten dieser Farbe aus dem Spiel.
  • Nicht eingesetzte Sonderkarten zählen 1 Punkt.
Der Spieler mit der höheren Endpunktzahl gewinnt das Spiel.

Fazit
Auf den ersten Blick scheint Shanghaien ein ausgewiesenes Glücksspiel zu sein. Der Würfelwurf bestimmt, welche der Karten man gewinnen "kann" und welche nicht. Dieser Glücksfaktor ist nicht auch wegzudiskutieren. Doch trotz des hohen Glücksfaktors wird man das Spiel nicht gewinnen können, wenn man planlos gegen einen Gegner spielt, der weiß, worauf zu achten ist.

Man muss sehr genau darauf achten, welchen der Würfel man einsetzt und auf welche Karten man sich konzentriert. Dabei darf man nie die (gewonnenen) Karten des Gegners außer acht lassen. Denn es geht nicht nur darum, die richtigen Karten zu sammeln, es geht auch darum, die richtigen Karten NICHT zu sammeln. Für diesen strategischen Kniff sorgt die Punktewertung am Spielende. Haben beide Spieler Karten einer Farbe gesammelt, gewinnt die Punkte zwar der Spieler mit den höheren Kartenwerten - allerdings bekommt dieser nur die Punkte des Gegners. Das bedeutet, dass es einem Spieler nichts bringt z. B. 15 Punkte einer Farbe zu sammeln - wenn der Gegner nur einen Punkt hat steht am Ende gerade einmal 1 magerer Punkt auf dem Punktezettel. Daher ist es wichtig, die umkämpften Farben zu gewinnen und die Farben, in denen der Gegner uneinholbar führt, möglichst wenig Punkte (aber nicht Null!) zu sammeln.

Die gesammelten Sonderkarten wollen ebenfalls mit bedacht eingesetzt werden - gerade bei umkämpften Farben können die 2 Bonus-Matrosen den Ausschlag über Sieg oder Niederlage geben.

Mir persönlich hat Shanghaien wirklich Spaß gemacht. Es ist schnell aufgebaut, schnell erklärt und schnell gespielt - genau das erwarte ich von einem 2-Spieler-Spiel. Es ist ein interessantes Spiel, bei dem man stets wachsam sein muss. Den einzigen Vorwurf, den man dem Spiel machen kann, ist, dass es keinen wirklichen Höhepunkt besitzt. Jede Spielrunde läuft nach dem gleichen Muster ab - es gibt keine überraschenden Momente. Das tut dem Spielspaß in meinen Augen aber keinen Abbruch. Wem das Siedlerkartenspiel zu lange dauert, wen der Glücksfaktor beim Würfeln nicht stört und wer Wert auf etwas strategische Entscheidungen legt, der sollte sich Shanghaien mal ansehen.



25. Januar 2009 - (tp)

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