Rezension von Vineta


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Winning Moves bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Das Cover von Vineta ziert, wie könnte es anders sein, ein Abbild einer Lagunenstadt, in einem abstrakten Stil illustriert. Auch wenn alles auf Venedig hindeutet, geht es in Vineta um die gleichnamige "sagenumwobene Ostsee-Stadt". Der Spielplan ist ähnlich wie das Cover illustriert, wirkt aber etwas eintönig, was wohl daran liegt, dass er hauptsächlich Wasser zeigt. Trotzdem hätte man hier in meinen Augen etwas mehr künstlerisch tätig werden können. Die Marker und Stadtplanteile bestehen aus dicker Pappe und sind recht hübsch gestaltet. Auch der große Stapel Karten passend zum restlichen Spielmaterial, das leider (mangels vernünftiger Verpackung) mehr oder weniger wild durch die Verpackung fliegt. Lediglich für das Holz-Spielmaterial liegt eine Plastiktüte bei. Insgesamt ist das Spielmaterial von Vineta ordentlich aber nichts Besonderes.

Die Anleitung von Vineta (oder besser: deren 2) erklären die wenigen Regeln recht gut, wenn auch etwas textlastig. Die beiliegende Information zum Spielaufbau und den Spielkarten ist gelungen und hilft für einen schnellen Spieleinstieg.

Thema & Ziel des Spiels
Vineta versinkt in den Fluten - ein Szenario, das im wirklichen Venedig für Angst und Schrecken sorgen dürfte. Doch im Spiel Vineta passiert genau das: Stadtteil um Stadtteil der historischen Stadt versinkt, bis nur am Spielende nur noch ein Stadtteil übrig bleibt. Ziel des Spieler ist es "ihren" (für die anderen Spieler) geheimen Stadtteil zu retten und gleichzeitig möglichst viele Häuser in der eigenen (für die anderen Spieler ebenfalls geheimen) Farbe zu retten. Wem dies am besten gelingt und wer die meisten (auch fremden) Häuser sammeln konnte, der gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Die 9 Vineta-Teile werden auf die vorgesehenen Plätze gelegt. Es werden Spielerzahl+1 Häuserfarben benötigt - überbleibende Häuser kommen in die Schachtel zurück. Die Häuser-Kärtchen (in den ausgewählten Farben) sowie alle Stadtteil-Kärtchen werden verdeckt gemischt und jeder Spieler zieht verdeckt ein Kärtchen, das er sich ansieht. Weiterhin erhält jeder Spieler einen Satz Aktionskarten sowie den zugehörigen Götterchip. Der Startspieler erhält den Turm und stellt diesen auf die Rundenscheibe. Jeder Spieler

Beginnend mit dem Startspieler setzt jeder Spieler ein beliebig-farbiges Haus auf einen der 9 Stadtteile - und zwar so lange, bis alle Häuser verteilt sind. Zuletzt zieht jeder Spieler 7 Karten von seinem Stapel, die er auf die Hand nimmt.

Spielablauf
Das Spiel verläuft über 8 Runden. Am Ende jeder Runde wird ein Stadtteil im Wasser versinken. Pro Runde wird jeder Spieler insgesamt 3 Karten ausspielen. Alle Spieler wählen gleichzeitig und verdeckt eine Handkarte aus und legen diese vor sich ab.

Folgende Karten gibt es:
  • Flutkarten: Diese Karten richten sich immer gegen einen bestimmten Stadtteil. Ein Spieler kann pro Runde selbst einen Stadtteil aussuchen, auf den er seinen Götterchip legt. Alternativ kann ein Spieler eine Flutkarte auch an eine Reihe eines anderen Spielers anlegen - abgelegte Flutkarten bilden vor jedem Spieler eine Reihe, bei der alle Karten sichtbar sind.
  • Aktionskarten: Es gibt insgesamt 9 verschiedene Typen von Aktionskarten. Diese Karten erlauben dem Spieler verschiedene Aktionen, z.B. das Versetzen von Häusern, das Entfernen von Karten aus eigenen oder fremden Reihen oder das Verkürzen auf 2 bzw. das Verlängern auf 3 Durchgängen in dieser Runde.
Haben alle Spieler ihre Karte ausgespielt, zieht jeder Spieler eine Karte von seinem Nachziehstapel, so dass er wieder 7 Karten auf der Hand hält. Eine Runde endet, wenn alle Spieler 3 (je nach Aktionskarten auch 2 oder 4) Karten ausgespielt haben.

Nun wird geschaut, welchen Stadtteil die meisten Wellen (Flutkarten) treffen - dieser geht mitsamt allen darauf befindlichen Häusern unter. Nun nimmt sich jeder Spieler, der an der betreffenden Flutkarten-Reihe beteiligt war (in der Reihenfolge der ausgelegten Karten) jeweils ein Haus beliebiger Farbe vom untergehenden Stadtteil - solange, bis alle Häuser verteilt sind.

Das Spiel endet, nachdem der 8. Stadtteil untergegangen ist, also noch ein Stadtteil übrig ist. Nun zählen die Spieler ihre Punkte:
  • 1 Punkt für jedes während des Spiels gewonnene Haus
  • 2 Punkte für den Spieler, dessen Stadtteil am Ende übrig geblieben ist (wenn der Stadtteil rot ist)
  • 3 Punkte für jedes Haus auf dem übrig gebliebenen Stadtteil, für den Spieler, der die entsprechende Hausfarbe bei Spielbeginn gezogen hat.
  • 4 Punkte für den Spieler, dessen Stadtteil am Ende übrig geblieben ist (wenn der Stadtteil gelb ist)
  • 7 Punkte für den Spieler, dessen Stadtteil am Ende übrig geblieben ist (wenn der Stadtteil grün ist)


Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Fazit
Ich schreibe es nicht zum ersten Mal, dass ich persönlich ein kleines Problem mit Spielen habe, bei dem man nicht weiß, welcher Spieler welche Spielfigur (o. ä.) ist. Oft ist es bei solchen Spielen entweder offensichtlich oder prinzipiell nicht so wichtig. Auch Vineta ist da keine grundsätzliche Ausnahme.

Man ist zwar bemüht, das eigene Stadtteilfeld zu retten, doch wenn sich die Mitspieler gegen ein Feld entschieden haben, ist es schwer, den eigenen Stadtteil zu retten. Andererseits ist es bei 2 oder 3 Spielern oft offensichtlich, wenn ein Spieler regelmäßig rettende Karten spielt. Das gleiche gilt für die geheime Hausfarbe. Weiterhin spielt auch die zufällige Zuteilung des Stadtteils am Spielfang eine Rolle. Während ein innen liegendes Teil dem Spieler vermutlich recht lange erhalten bleibt, fallen die äußeren Stadtteile schnell den Wellen zum Opfer. Da am Ende nur ein Teil übrig bleibt, ist diese Heimlichtuerei aber meist nicht spielentscheidend, außer bei den 7 bzw. 5 Punkte teuren äußeren und mittleren Stadtteilen, die aber i. d. R. recht schnell vom Spielfeld verschwinden. Oft bleibt am Ende ein roter Stadtteil übrig, der lediglich mit 2 Punkten bewertet wird - nicht zu vernachlässigen aber auch nicht ausschlaggebend für einen ungefährdeten Sieg.

Wichtiger ist es daher möglichst viele Punkte durch eigene Häuser oder durch während des Spiels gesammelte Häuser zu erreichen. Damit sind in der Regel genug Punkte für einen Sieg zu erreichen. Durch diese Fokussierung verliert Vineta aber einen Teil des Spielerlebnisses, da es (grob gesagt) nur noch um das Verschieben und Sammeln von Häusern geht.

Das Spielmaterial ist recht ordentlich, nur der Spielplan wirkt etwas eintönig - hier hätte etwas mehr Liebe zum Detail noch ein paar Spielspaß-Punkte rausholen können. Den meisten Spielspaß entwickelt Vineta, grundsätzlich ja ein zerstörerisches Spiel, durch das geschickte Zerstören und Behindern von gegnerischem Spielmaterial. Aber natürlich versuchen dies die Mitspieler ebenso.

Auch der Glücksfaktor ist bei Vineta nicht zu unterschätzen - wenn nur die "falschen" Karten gezogen werden, kann man noch so gut planen - man schaut nur hilflos zu (und kann destruktiv sein...). Ein Vorteil sind die recht einfachen Regeln. Als Stratege wird man bei Vineta nicht glücklich, da man viele Spielinhalte nicht kontrollieren oder beeinflussen kann. Als Spiel für zwischendurch oder für eine Runde in der Familie kann Vineta aber einen Blick Wert sein; Spieler, die gerne alles "unter Kontrolle" haben wollen, sollten allerdings die Finger davon lassen. Für knapp über 25 Euro ist das Spiel zwar nicht günstig, man bekommt aber prinzipiell einen ordentlichen Gegenwert für sein Geld. Mir persönlich hat Vineta etwas zu wenig Spielspaß geboten, um in meine TOP25-Liste zu kommen, ist aber im "kann man mal zwischendurch spielen"-Mittelfeld angesiedelt.



06. Januar 2009 - (tp)

Rezensionsbilder