Rezension von Change Horses


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von eggertspiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Das Spielmaterial von "Change Horses" teilt sich in "Licht und Schatten". Gelungen sind neben dem Cover-Motiv auf jeden Fall die Miniatur-Pferde sowie die Gestaltung der Karten - all dies weiß zu gefallen und passt gut zum Thema Pferdesport. Nicht ganz so gelungen, aber immer noch in Ordnung ist das Spielbrett, das etwas eintönig wirkt, aber zumindest im gleichen Stil wie die Karten gehalten ist. Gar nicht optimal ist die Aufbewahrung der Spielmaterialien: Während die Pferde noch einzeln eingetütet sind, werden die Karten als loser Haufen einfach in die Verpackung gelegt - nach dem Öffnen der Verpackung ist man dann erstmal damit beschäftigt, die Karten wieder mühsam zu sortieren. Das ist nervig und muss nicht sein.

Die Anleitung ist eigentlich gut bebildert und erklärt die wenigen Regeln ordentlich, ist in meinen Augen aber, was den Ablauf betrifft, etwas unübersichtlich. Nicht wirklich schlimm; beim ersten Spielen braucht man die Regeln sowieso nicht mehr. Alles in allem ein ordentlicher Ersteindruck, mit kleinen Schwächen und einer unbrauchbaren Materialaufbewahrung.

Thema & Ziel des Spiels
Pferderennen kennt jeder - der eine mag sie, der andere mag sie nicht. Doch allen Rennen ist eins gemeinsam: Das Pferd, das zuerst die Ziellinie überquert, gewinnt das Spiel. Nicht so bei "Change Horses", denn hier gewinnt nicht das schnellste, sondern das langsamste Pferd. Stets ist man also bemüht, die anderen Pferde am eigenen Vierbeiner vorbeiziehen zu lassen.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Alle Pferde werden beliebig auf die Startfelder gestellt. Jeder Spieler erhält ein Set aus Bewegungskarten sowie 2 Jokerkarten. Weiterhin zieht jeder Spieler verdeckt eine Zugfolge-Karte sowie eine Urkunden-Karte. Die Karottenkarten werden nur für die Profi-Version benötigt.

Spielablauf
Zunächst legt jeder Spieler verdeckt 3 Bewegungskarten ab - danach werden diese Karte aufgedeckt.

In der Reihenfolge der Zugfolge-Karten wählt jeder Spieler eine seiner 3 Karten aus und legt diese in die Mitte des Spielfeldes. Haben alle Spieler eine Karte abgelegt, werden die Pferde bewegt.

Für jede in der Spielmitte ausliegende Farbe werden die Karten gezählt. Ist die Anzahl einer Farbe gerade, bewegt sich dieses Pferd nicht. Ist die Anzahl ungerade, bewegt sich das entsprechende Pferd so viele Felder voran, wie für dieses Pferd Karten ausliegen. Die Reihenfolge, in der diese Auswertung erfolgt ist: von Innenbahn nach Außenbahn.

Nun werden erneut die Zugfolge-Karten verdeckt verteilt - lediglich der Spieler mit der bisher höchsten Karte erhält die Karte mit der Nummer 1. (in der Profi-Version wird die Reihenfolge per Versteigerung entschieden).

Nun legt jeder Spieler erneut eine Karte (in der Zugreihenfolge) eine weitere Karte zu den in der Spielplanmitte liegenden Karte. Dann werden die Pferde erneut nach den o.g. Regeln gezogen - alle Karten werden berücksichtigt.

Die Karten in der Spielplan-Mitte kommen aus dem Spiel. Nun legt jeder Spieler 2 weitere Bewegungskarten aus seiner Hand verdeckt (zu der übrig gebliebenen Bewegungskarte aus der 1. Runde) ab - danach werden alle neu abgelegten Karten umgedreht und er werden erneut 2 Bewegungsphasen der Pferde (wie oben beschrieben) gespielt.

Jeder Spieler kann seine Joker vor dem Ablegen einer Bewegungskarte in der Spielplanmitte ausspielen - allerdings nicht beide Joker in einer Runde. Mit einem Joker kann ein Spieler z.B. Bewegungskarten entfernen, Pferde die Bahn wechseln lassen, die letzten Pferde schneller laufen lassen oder das Pferd wechseln.

Das Spiel endet, wenn entweder ein Pferd die Ziellinie überquert (die aktuelle Runde wird aber noch zu Ende gespielt) oder nach dem Ablauf der 14. Runde (jeder Spieler hat nun nur noch eine Karte vor sich liegen). Das Spiel gewinnt, wessen Pferd das letzte auf der Runde ist. Gibt es einen Gleichstand, gewinnt der Spieler, der weniger Joker ausgespielt bzw. wer nicht das Pferd gewechselt hat.

Fazit
Problem 1: Ich habe immer gewisse (negative) Vorurteile gegenüber (den meisten) Spielen, bei denen die Mitspieler nicht wissen dürfen, welche Spielfigur ich besitze. Bei wenigen Spielern ist oft offensichtlich, wer welche Figur spielt. Bei vielen Spielern ist es meist egal, da man gegen alle anderen ankämpft.
´ Problem 2: Ich bin nicht wirklich ein Pferdesport-Liebhaber.
Problem 3: Change Horses kann mich leider in beiden Punkten nicht vom Gegenteil überzeugen.

Nun zu den Gründen: In Change Horses ist für meinen Geschmack einfach zu wenig Abwechslung geboten (auch in der Profi-Version, die aber zumindest etwas interessanter ist). Das komplette Spiel reduziert sich auf das Auslegen von Karten und das (daraus resultierende) Bewegen der Pferde. Der einzige Zufallsfaktor (das Verlosen der Reihenfolge) ist in meinen Augen auch noch ein sehr relevanter. Wer bei 4 Spielern als erster seine (pro Runde) letzte Karte legen muss, kann danach nur noch tatenlos zusehen - Planung ausgeschlossen. Nur bei 2 oder 3 Spielern ist etwas Planung möglich - bei so wenigen Spielern ist es aber auch meist offensichtlich, wer welches Pferd besitzt. In der Grundversion des Spiels besteht das Spiel also tatsächlich nur aus dem Ablegen von Karten - in der Profiversion kommt durch die Karotten zumindest etwas Taktik ins Spiel.

Auch die Joker-Karten, die 4 verschiedene Aktionen zulassen tragen nicht viel zur Auflockerung bei. Der Pferdetausch macht nur (z.B. bei 5 Spielern) nur dann Sinn, wenn noch nicht oft getauscht wurde, denn die Gegner legen ja nur Pferde ab, die weit vorne liegen. Die anderen 3 Aktionen (die letzten Pferde beschleunigen, Bewegungskarten aus dem Spiel nehmen bzw. die Bahn wechseln) sind hingegen recht mächtig - wohl dem, der zuletzt an der Reihe ist, seine Bewegungskarte zu legen.

Als Kartenspiel (anstelle des Spielbretts z.B. Platzierungskarten) könnte ich Change Horses evtl. noch ein bisschen Spaß abgewinnen, als Vollpreis-Brettspiel bietet es für mich (und für viele anderen Spieler, die das Spiel getestet haben) zu wenig Spielspaß und Wiederspielwert.



19. Januar 2009 - (tp)

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