Rezension von Frag: Gold-Edition


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Schon das Cover macht deutlich, dass Frag sicherlich kein Mainstream-Spiel ist und das es in diesem Spiel zur Sache geht. Ego-Shooter beschränken sich auf das Wesentliche und auch das Spielmaterial von Frag folgt diesem Vorbild: An der Qualität gibt es nichts auszusetzen, lediglich die Optik ist sehr reduziert und etwas lieblos ... aber auch das passt ja zum Spiel. Neben einem doppelseitigem Spielplan findet der Käufer eine Hand voll Marker, ein paar Würfel, einen Stapel Karten sowie Stifte und abwischbare Chrakterbögen. Leider sind nur 2 Stifte enthalten, so dass bei mehr als 2 Spielern die Stifte geteilt werden müssen.

Die Anleitung ist ordentlich, was auch an der überschaubaren Regelmenge liegt. Insgesamt ein guter Ersteindruck, auch wenn die Optik etwas zu wünschen übrig lässt.

Thema & Ziel des Spiels
Wer Ego-Shooter kennt, kennt das Prinzip von "Frag", was soviel bedeutet wie der Tod des Mitspielers in einem Mehrspielergefecht (für nähere Infos: siehe Wikipedia unter "Frag" bzw. "Frag (Militär)". Dementsprechend hart und unbarmherzig geht es bei diesem Brettspiel zur Sache. Das einzige was zählt ist der Abschuss des Mitspielers. Wer zuerst 3 "Frags" schafft, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Der Spielplan kommt (mit der gewünschten Seite nach oben) in die Tischmitte. Jeder Spieler erhält einen Kämpfer und eine Charakterkarte, auf der man 7 Eigenschaftspunkte auf 3 Werte verteilen kann. Die Karten werden - ja nach Typ - gemischt; jeder Spieler erhält je eine Karte auf die Hand.

Beginnend mit dem Startspieler setzt jeder seine Spielfigur auf eines der Respawn-Felder.

Spielablauf
Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe, führt er folgende 4 Phasen durch:
  • Respawn: Wurde der Spieler "gefraggt", erscheint er zurück auf dem Spielplan - allerdings ohne Spezialwaffen und Rüstung.
  • Bewegungswurf: Je nach Geschwindigkeitswert werden Würfel benutzt - zusätzlich zu den Modifikatoren ergibt dies die maximale Bewegungsweite.
  • Aktion: Die Spieler können solange zwischen den Aktionen "Bewegung", "Power Up" und "Angriff" wählen, bis sie keine weitere Aktion mehr durchführen können oder wollen. Während der Bewegung, die waagerecht oder senkrecht ausgeführt wird, kann der aktive Spieler versuchen Power Ups (= Waffen-, Gadget- oder Spezialkarten) zu erreichen. Weiterhin kann ein Spieler bestimmte Felder überspringen - dies ist relevant, da einige Felder spezielle Bedeutungen haben (z.B. Säurefelder oder Teleporter). Eine Bewegung darf jederzeit durch Angriffe unterbrochen werden, solange noch "Zielsicherheit" vorhanden ist. Ein Angriff erfordert Sichtlinie und wird durch die verwendete Waffe modifiziert. Dabei gilt es, die Munition im Auge zu behalten. Ein erfolgreicher Angriff (der durch einen Angriffswurf bestimmt wird) kann durch entsprechende Rüstung reduziert werden. Verliert ein Spieler seinen letzten Lebenspunkt, gilt er als "gefraggt" - andere Spieler können nun seine Waffen aufsammeln und dadurch auch Lebenspunkte erhalten.
  • Der Zug eines Mitspielers endet, wer er dies mitteilt.

Das Spiel gewinnt, wer als erster 3 "Frags" erzielen konnte.

Fazit
Das Thema "Ego-Shooter" wird bei Computer-Spielen aufgrund des martialischen Themas oft und gerne heiß diskutiert. Nun gibt es eine Brettspielumsetzung, die zwar nicht die realistischen Bilder eines Computers liefert, trotz alledem aber das gleiche Thema ("Töte deinen Mitspieler") zum Spielinhalt hat. Dass dieses Thema nicht jedermanns (oder -fraus) Sache ist, ist klar - ebenso, dass das Spiel nicht unbedingt in die Hände von kleinen Kindern gehört. In diesem Fazit will ich zum Thema keine Wertung vornehmen, sondern mich auf das eigentliche Spiel beschränken.

Die Erwartungen an das Spiel sind klar: Frag muss schnell, unbarmherzig und einfach zu spielen sein. Alle 3 Punkte kann das Spiel erfüllen. Die Regeln sind einfach - aber nicht zu einfach, so dass auf jeden Fall ein gewisser strategischer Anspruch bleibt. Es gilt, den gewählten Spielplan möglichst klug auszunutzen, um in Schussreichweite zu gelangen, bevor der Mitspieler feuern kann. Dabei spielt auch die Wahl der Waffe eine wichtige Rolle. Sehr lustig: Es gibt sogar die berüchtigten Lags (= Verzögerungen bei der Übertragung in Computerspielen) oder gehackte Zugänge.

Der Glücksfaktor ist durch den häufigen Einsatz der Würfel natürlich entsprechend hoch, so dass neben einer gewissen Planung auf jeden Fall auch ein Quentchen Glück für den Sieg notwendig ist.

Die Handhabung mit den abwischbaren Karten ist einfach und gut gelöst, so dass man nicht mit unnötig vielen Marker herumhantieren muss. Das Spielmaterial ist nicht hübsch, sondern beschränkt sich auf das Wesentliche, was den Spielfluss unterstützt. Der Preis von etwas über 30 Euro ist recht hoch, wenn man die optische Qualität des Spiels betrachtet.

Inhaltlich ist das Thema Ego-Shooter für ein Brettspiel überraschend gut umgesetzt - teilweise sogar mit leichten Seitenhieben auf das Genre. Wer ein umkompliziertes (aber nicht zwingendermaßen un-strategisches) Brettspiel sucht und wen das Thema nicht stört, dem sei ein Blick empfohlen. Ich persönlich empfand das Spiel als kurzweilige Abwechslung - würde es aber auch nicht in jede Spielrunde mitnehmen wollen.



27. März 2010 - (tp)

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