Rezension von Meduris


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag HABA bereitgestellt wurde.)

Rezension

Meduris
Meduris ist laut Wikipedia eine "rätselhafte keltische Gottheit" und seit kurzem auch ein Spiel von Stefan Dorra & Ralf zur Linde, das in der Familienspiel-Reihe "Spielabend Approved" vom Verlag HABA erschienen ist. Die Spieler nehmen die Rolle von Völkern ein, die bestrebt sind, ihrer Gottheit zu dienen. Dazu müssen Güter erwirtschaftet sowie Hütten & Tempel erbaut werden. Denn sobald der Druide im Dorf vorbei kommt, gilt es, Opfergaben darzubringen, was letztendlich Punkte einbringt, die zum Gewinn des Spiel benötigt werden.

Spielablauf
Je nach Spielerzahl wird eine der beiden Seiten des Spielplans benötigt. Jeder Spieler erhält einen Sichtschirm, 2 Tempel, 8 Hütten, sowie je eine der 4 Güter "Wolle", "Kupfer", "Stein" & "Holz". Der Druide startet in seiner Hütte - das restliche Spielmaterial wird entsprechend bereit gelegt. Die Arbeiter werden reihum auf dem Berg platziert (auf einem der 4 Güter-Ablagefelder).

Das Spiel geht reihum. Ist ein Spieler an der Reihe führt er folgende Aktionen durch:
  • Würfeln: Je nach Würfelergebnis und platzierten Arbeitern erhalten die Spieler Güter, oder müssen Güter zurück zum Vorrat legen.
  • Eine Aktion durchführen: Die Spieler müssen nun eine der drei Aktionen "Großer Ertrag", "Hütte bauen" oder "Tempel errichten" durchführen.

In der Aktion "Großer Ertrag" wird ein Arbeiter von einem Güterfeld, auf ein anderes Güterfeld versetzt. Dabei wird der Arbeiter immer oben auf bereits dort stehende andere Arbeiter gesetzt (bis zu einem Maximum von 3). Alle Arbeiter in diesem Feld erwirtschaften nun Güter.

In der Aktion "Hütte bauen" wählt der Spieler ein leeres Feld auf dem Spielplan, zahlt die angegebenen Güter als Baukosten (zurück in den Vorrat), platziert dort eine Hütte, nimmt sich den Runenstein (dieses Feldes) und bewegt den Druiden. Je nach Feld und nachdem, ob angrenzend zum Bauplatz bereits andere Hütten stehen, kann der Spieler dadurch Bonus-Chips erhalten bzw. es verändern sich die Baukosten.

In der Aktion "Tempel errichten" wählt der Spieler ein leeres Feld auf dem Spielplan, zahlt die angegebenen Güter als Baukosten (zurück in den Vorrat), platziert dort einen Tempel und bewegt den Druiden.

Der Druide bewegt sich entweder (am Spielanfang) um ein Steinfeld nach vorne bzw. später bis zur nächstgelegenen Hütte, wo eine Opferritual stattfindet. Überquert der Druide den großen Fluss, findet eine Runen-Zwischenwertung statt.

Beim "Opferritual" muss der Besitzer der Hütte, sowie jeder Spieler, der direkt angrenzend an diese Hütte (oder dann angrenzend an diese Hütten) eine eigene Hütte besitzt, Opfergaben abgeben (zurück in den Vorrat) - dies bringt einen oder mehrere Siegpunkte. Opfert der Spieler keine Güter, verliert er einen Siegpunkt.

Bei der "Runen-Zwischenwertung" ist jeder Runenstein 1 Siegpunkt wert.

Das Spiel endet sobald ein Spieler beide Tempel errichtet hat. Dann ist jeder andere Spieler noch ein Mal an der Reihe. Nun läuft der Druide noch eine komplette Runde um den Spielplan und fordert von jeder Hütte noch eine Opfergabe. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

Fazit
Nachdem letztes Jahr die Reihe "Spielabend approved" von HABA, die sich an Familien (und nicht nur Kinder) richtet, mit recht guten Kritiken gestartet ist, folgten erwartungsgemäß dieses Jahr die nächsten Spiele aus dieser Reihe. "Meduris" ist eines davon und die Altersangabe "ab 10 Jahre" zeigt, dass man wie schon bei Abenteuerland die Familien mit etwas älteren Kindern ansprechen will. Das Spielmaterial ist von guter & stabiler Qualität, die Illustrationen von Miguel Coimbra sehr mystisch, wenn auch nicht ganz so "verspielt" wie von anderen HABA-Titeln gewohnt. Trotzdem sehr stimmig - also die gewohnte HABA-Qualität.

Die Anleitung (zum Ausklappen) ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da mit diversen Abschnitten und Pfeilen der Ablauf der Regeln erklärt wird. Mir persönlich gefällt eine "normale" Anleitung (sprich: der Reihe nach zum Durchlesen) etwas besser, aber es werden alle Regeln ausreichend erklärt, so dass man hier nichts beklagen müsste. Die Regelmenge ist für ein HABA-Spiel (wie schon bei Abenteuerland) deutlich angewachsen. Für die angestrebte Altersgrenze aber durchaus angemessen und nicht zu komplex.

Das Spiel gliedert sich in einen kleinen glücksabhängigen Würfelteil und einen größeren strategischen Abschnitt, bei dem es darum geht, Waren zu erhalten, Hütten & Tempel zu bauen und den Druiden fortschreiten zu lassen. Dieses Spielprinzip wirkt in den ersten Spielminuten etwas fade, da es genügend Bauplätze gibt und die Kosten sich im Rahmen halten. Doch spätestens wenn die Bauplätze knapp werden, die Kosten durch das Zusammenwachsen von Siedlungen explodieren und der Druide mit seinem Opferritual die knappen Warenplättchen einfordert wird klar, dass die Ruhe nicht von langer Dauer ist und man durchaus strategisch vorgehen muss.

Ich persönlich (andere Spieler hatten hier eine andere Meinung) bin bei diesem Spiel kein Freund des Würfel-Elements zu Beginn eines Spielzugs. Ich muss aber gestehen, dass ich keine adäquate Ersatzlösung anbieten könnte. Eventuell werde ich mal eine Proberunde komplett ohne den Würfel spielen, um zu sehen, wie sie diese Partie dann anfühlt.

Ein weiterer kleiner Punkt, der aufgefallen ist, ist die ständige Verteilung der Waren vom Vorrat zum Spieler, oder zurück zum Vorrat. Ständig ist man dabei irgendwelche Warenmarker zu nehmen oder zurück zu legen, da dies sowohl beim Würfeln, beim Waren erwirtschaften, beim Hütte & Tempel bauen sowie beim Opferritual notwendig wird. In unseren Runden war es kein allzu großer Kritikpunkt, ist aber aufgefallen.

Meduris ist strategischer, als es auf den ersten Blick erscheint - gerade zum Ende einer Partie können noch viele Punkteverschiebungen passieren, die man zu fortgeschrittener Partie nur noch selten positiv beeinflussen kann, wenn die Grundlagen nicht früh dafür gelegt wurden. Für Kinder im Alter von 10 Jahren halte ich das Spiel daher nur für geeignet, wenn diese schon eine gewisse Spielerfahrung haben, sonst dürften sie gegen Erwachsene Probleme bekommen. Auch die Spielzeit von teils deutlich mehr als einer Stunde dürfte für "Spielanfänger-Kinder" zu viel sein (insbesondere bei 4 Spielern).

Ich persönlich bin ein Freund der Reihe "Spielabend approved", da es die liebevolle HABA-Qualität nun auch in komplexeren Spielen einbringt. Meduris ist trotz kleinerer Schwächen (viel Ressourcen-Management, etwas eintönige (aber wichtige!) Anfangsphase) ein gelungenes Familienspiel, das auch in reinen Erwachsenenrunden zum Einsatz kommen darf. Der Preis von aktuell unter 30 Euro geht für das gebotene Spiel und das schöne Spielmaterial auf jeden Fall in Ordnung. Wer für seine Kinder ein etwas komplexeres Spiel mit längerer Spielzeit (oder für Erwachsenenrunden eine nette Abwechslung) sucht, sollte sich Meduris einmal anschauen.

27. Dezember 2016 - (Thorsten Pohl)

Rezensionsbilder