Rezension von Porta Nigra


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Verlag KOSMOS bereitgestellt wurde.)

Rezension

Porta Nigra
"Porta Nigra" (lateinisch für "Schwarzes Tor") ist seit Ende letzten Jahres nicht nur ein römisches Stadttor in Trier sondern auch ein strategisches Brettspiel von Michael Kiesling & Wolfgang Kramer, das in deutscher Sprache beim Pegasus-Verlag erschienen ist. Bei Porta Nigra verkörpern die Spieler Baumeister, die an den wichtigsten Bauwerken der damaligen Zeit mitarbeiten und durch das Errichten von Teilen der Bauwerke möglichst viel Ruhm (sprich: Siegpunkte) erreichen wollen. Doch die Spieler müssen sich entscheiden, denn man kann nicht überall präsent sein, und das "Reisen" kostet wertvolle Ressourcen...

Spielablauf
Legt den Spielplan bereit. Jeder Spieler erhält 1 Spielerablage, 1 Siegpunktmarker, 3 Aktionsmarker, 1 Baumeisterfigur, 5 Römer und das Aktionskartendeck in seiner gewählten Farbe sowie 20 Sesterzen & 1 Fackelmarker. Die Karten werden nach Art der Karten sortiert und gemischt bereit gelegt. 6 Bauwerkskarten sowie 14 Ehrenkarten werden gezogen und offen auf die entsprechenden Felder des Spielplans gelegt. Vom eigenen Aktionskartendeck werden 2 Karten auf die Hand genommen. Runden- & Siegpunktmarker werden entsprechend auf "Runde 1" bzw. "0 Punkte" gelegt.

Das Spiel geht über 2 (bei 2 Spieler über 3) Spielrunden. Pro Spielrunde führt nun jeder Spieler reihum zunächst die Nachfüllphase, dann die Aktionsphase aus, bis jeder Spieler alle seine Aktionskarten einmalig gespielt hat. Nach der letzten Runde folgt die Schlusswertung.

In der Nachfüllphase werden freie Plätz auf dem Spielplan aufgefüllt. Bei weniger als 7 Bausteinen im Markt werden solange Nachschubkarten gezogen und die angegebenen Bausteine im farblich passenden Markt platziert, bis dort wieder mindestens 14 Bausteine ausliegen. Weiterhin werden die Bauwerkskarten auf 6, die Ehrenkarten auf 14 Karten aufgefüllt.

In der Aktionsphase spielt man genau eine seiner beiden Hand-Aktionskarten aus und führt so viele Aktionen von der Karte aus, wie diese Fackelsymbole zeigt (zusätzliche Aktionen kosten Fackelmarker). Weiterhin dürfen beliebig viele Einflussaktionen ausgeführt und maximal eine Ehrenkarte gekauft werden. Als Abschluss wird eine neue Aktionskarte gezogen.

Folgende normale Aktionen stehen dem Spieler zur Verfügung:
  • 1 Baustein kaufen: Der Spieler kauft ein Bauwerksteil aus dem angegebenen (farblichen) Markt. Dafür muss sich seine Baumeisterfigur im entsprechenden Marktviertel befinden. Eine Bewegung des Baumeisters kostet (im Uhrzeigersinn) pro Viertel 1 Sesterze. Der Baustein kostet zusätzliche - je nach Farbe - einen gewissen Sesterzenbetrag.
  • 1 Bauwerksteil bauen: Der Spieler baut ein Bauwerksteil (das aus bis zu 8 Bausteinen bestehen kann) auf einem freien Bauplatz; jeder Bauplatz gibt die Anzahl an Bausteinen vor. Dafür muss sich seine Baumeisterfigur im entsprechenden Viertel des Bauplatzes befinden. Eine Bewegung des Baumeisters kostet (im Uhrzeigersinn) pro Viertel 1 Sesterze. Durch das Bauen erhält der Spieler Siegpunkte, ggf. Bauwerkskarten (falls die dort angegebenen Bedingungen erfüllt sind) und ggf. eine Baumeisterbelohnung (alle 3 gebauten Bausteine).
  • 1 Einflusschip nehmen: Der Spieler nimmt 1 Einflusschip aus dem Vorrat.
  • 1 Fackelmarker nehmen: Der Spieler nimmt 1 Fackelmarker aus dem Vorrat.
  • Münzen nehmen: Der Spieler nimmt sich die auf der Aktionskarte angegebene Anzahl an Münzen.

Folgende Einflussaktionen stehen dem Spieler zur Verfügung:
  • 1 Ehrenkarte kaufen: Der Spieler kauft eine der ausliegenden Ehrenkarten und zahlt die dort angegebenen Kosten in Einflusschips. Der Effekt der Karte wird sofort ausgeführt.
  • 1 Römer kaufen: Für 2 Einflusschips nimmt sich der Spieler 1 seiner Römerfiguren aus dem Vorrat.
  • 1 Bauwerksteil bauen kaufen: Der Spieler führt für 2 Einflusschips die normale Aktion "1 Bauwerksteil bauen" aus.

Am Rundenende folgt eine Zwischenwertung (außer nach der letzten Runde des Spiels). Jeder Spieler erhält nun - beliebig von Spieler aufteilbar - Sesterzen und Siegpunkte in Höhe aller von ihm verbauten Bauteile.

Am Rundenende folgt die Endwertung. Die gesammelten Bauwerks- & Endwertungskarten bringen nun ebenfalls Siegpunkte ein - genauso wie jedes übrige "Spielmaterial" (z.B. Sesterzen, Fackeln, usw.) des Spielers. Weiterhin wird in einer Mehrheitswertung jedes der 4 Bauwerke ausgewertet. Das Spiel gewinnt, wer die meisten Siegpunkte hat.

Fazit
Neben Mombasa ist "Porta Nigra" das zweite Spiel von Pegasus / Eggertspiele, aus dem aktuellen Jahrgang, das als Kennerspiel gekennzeichnet werden kann, ohne aber die Komplexität des erstgenannten Spiels zu erreichen. Porta Nigra ist ein "Worker Placement"-Spiel das thematisch sehr schön im Thema "Antike Baumeister" angesiedelt ist. Insgesamt gibt es an der Qualität des Spielmaterials (wie bei den genannten Verlagen eigentlich üblich) nichts zu meckern. Stabile Marker, griffige Karten. hübsche Illustrationen und thematisch passendes Holz- & Plastik-Spielmaterial.

Strategisch gesehen weiß Porta Nigra ebenso zu gefallen - es bietet mehr als ausreichend viele Möglichkeiten zu taktieren, ohne zu überladen zu sein, so dass auch "Gelegenheits-Strategen" einen schnellen Einstieg finden werden. Sehr gut gefallen haben mir die Aktionskarten, bei denen man sich zusätzlich überlegen muss, welche der möglichen Kartenaktionen man ausführen will (denn durch die Fackelsymbole sind die möglichen Aktionen begrenzt). Weiterhin gut gefällt mir der Mechanismus, mit der der Baumeister fortbewegt wird - jede Bewegung (im Uhrzeigersinn) kostet Geld ... eine weitere Stellschraube zum Optimieren der eigenen Strategie.

Auch die anderen Spielkomponenten wie z. B. Ehren- & Bauwerkskarten sowie die Einflussaktionen fügen sich gut ins Spielgeschehen ein und dürfen für jeden angepeilten Sieg niemals aus den Augen verloren werden, da sie gute Siegpunktlieferanten sind.

Porta Nigra spielt sich recht flott - lange Wartezeiten der Spieler gibt es eigentlich nicht, da man auch während der Mitspieler-Spielzüge stets seine eigene Strategie bzgl. ausliegenden Karten & Bauteilen optimieren & anpassen muss. Lediglich bei 4 Spielern und "Grübelfaktor" kann es je nach Spielrunde etwas länger dauern.

Porta Nigra kostet aktuell knapp unter 50 Euro - das ist für das gebotene Spielmaterial & -erlebnis durchaus noch in Ordnung. Im Vergleich dazu biete Mombasa (aktuell ca. 10 Euro günstiger) aber mehr fürs Geld. Prinzipiell finde ich das Spiel in allen Besetzungen (2 bis 4 Spieler) gelungen. Neben den oben beschriebenen Einschränkungen bei der Wartezeit sinkt allerdings die Planbarkeit, je mehr Spieler teilnehmen, d. h. bei 4 Spielern ist die Chance, dass meine bevorzugte Karte nicht mehr ausliegt, oder das farbliche Bauteil bereits verkauft ist, natürlich höher. Diese Unwägbarkeiten trüben den Spielspaß in voller Besetzung für mich allerdings nicht allzu sehr.

Porta Nigra ist also ein durchweg gelungenes "Worker-Placement-Optimierungs-Spiel", das viele strategische Möglichkeiten mit guter Zugänglichkeit verbindet und dazu thematisch ansprechend umgesetzt ist. Auch wenn es keine wirklich neue Mechanismen birgt, sollte jeder Stratege es auf jeden Fall einmal gespielt haben.



08. September 2016 - (Thorsten Pohl)

Rezensionsbilder