Rezension von Arboretum


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise vom Verlag Abacus-Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Arboretum
Auch Gartenbesitzer/innen müssen nicht unbedingt wissen was ein Arboretum ist. Denn für einen solchen Baumgarten braucht es mehr als einen kleinen Garten hinter dem Haus oder den Schrebergarten um die Ecke. Interessanterweise ist Arboretum gleich das zweite Spiel in diesem Jahrgang, welches sich mit dem Thema Baumgarten beschäftigt. Mit Waldgärtner ist ein weiteres Spiel zum selben Thema erschienen.

Thema und Ziel des Spieles
Wir errichten mit den schönen Spielkarten nach und nach vor uns in der Auslage ein Arboretum: Ahorn und Flammenbaum, Kassie und Jacaranda und noch einige mehr. Dabei gilt es, punkteträchtige Baumpfade so auszulegen, dass wir weitere Baumpfade mit denselben Baumkarten ebenfalls werten können.

Spielablauf
Wir besitzen immer sieben Baumkarten auf unserer Hand. Von jeder Baumart gibt es Kartenwerte von 1 bis 8. Wenn wir an der Reihe sind ziehen wir zwei neue Karten – entweder verdeckt vom Nachziehstapel oder offen von einem der Abwurfstapel unserer Mitspieler/innen. Von unseren nun auf neun angewachsenen Handkarten bauen wir anschließend eine in unser vor uns liegendes Arboretum an und eine weitere werfen wir offen auf unseren Abwurfstapel. Das Spiel endet, wenn der Nachziehstapel aufgebraucht ist. Dann kommt es zur Wertung. Um einen Baumpfad werten zu können, braucht es zwei Baumkarten derselben Art, die durch weitere Karten mit aufsteigendem Zahlenwert miteinander verbunden sein können. Aber nur der- oder diejenige, die noch die höchste Summe an Zahlenwerten dieser Baumart auf der Hand hält, darf den Baumpfad dieser Baumart werten. Alle anderen gehen für diese Baumart leer aus. Für jede Karte eines solchen Pfades erhalten wir einen Punkt. Besteht der Baumpfad ausschließlich aus derselben Baumart sogar zwei Punkte. Außerdem erhalten wir Extrapunkte, wenn der Pfad mit dem Zahlenwert 1 beginnt und dem Zahlenwert 8 endet.

Gesamteindruck
Arboretum möchte man eigentlich richtig gerne haben und die Zutaten dafür sind eigentlich auch vorhanden: Spielkarten mit sehr schönen Motiven, eine leichte Regel, ein unverbrauchtes Spielthema, ein kniffeliger Entscheidungsmechanismus, eine Spieldauer von ca. 30 Minuten und ein niedriger, angemessener Preis. Dennoch kann man Arboretum nicht wirklich in sein Herz schließen und so avanciert das Spiel auch nicht zum Dauerbrenner. Woran liegt das?

Die Regeln sind leicht und eingängig, aber die Wertung hat es in sich. Menschen, die nicht so häufig spielen, hatten in meinen Testpartien große Probleme den Wertungsmechanismus in der ersten Partie zu durchdringen und zu verstehen, wie die Baumkarten sinnvoll gelegt werden müssen. Da wäre eine kleine Wertungsübersicht für die Spielenden gut gewesen. Der Kniff des Spiels liegt eindeutig in der permanenten Entscheidung, ob wir eine Karte in unser Arboretum legen, damit sie uns Punkte einbringt, oder ob wir sie auf der Hand behalten, damit wir in dieser Baumart überhaupt den Baumpfad werten dürfen. Das erfordert eine ständige Abwägung und vor allem sehr genaues Merken der schon aufgenommenen und wieder abgeworfenen Karten. Das Dilemma ist groß: Wie immer möchten wir so viele Baumpfade wie möglich werten, gleichzeitig benötigen wir aber noch ausreichend Karten auf der Hand, damit wir den Pfad überhaupt werden können.

Längere Baumpfade in nur einer Baumart sind durch die doppelt so hohe Anzahl von Punkten besonders wertvoll und ihr Eigentümer hat gute Chancen auf den Sieg. Meist entscheidet aber mehr Glück als Verstand dann darüber, ob von der präferierten Baumart noch einer der Mitspielenden eine 1 auf der Hand hält und damit die eigene Acht obsolet werden lässt oder ob zufälligerweise eine hohe Zahlenkarte dieser Sorte als eine der letzten Karten vom Nachziehstapel noch gezogen wird und einem die Mehrheit dadurch noch entrissen wird. Besser man hält sich also mehrere Baumpfade möglichst lange offen. Und wie notwendig ist es, einer Mitspielerin die Mehrheit an einem ihrer Pfade wegzunehmen, aber dafür gleichzeitig Platz auf der eigenen Kartenhand zu verlieren, den wir dringend für andere Karten benötigen? Immer wieder avancieren am Ende so Mitspieler zu „Königsmachern“, ohne dass sie selbst noch große Chancen auf den Sieg hätten. Und: Wir können es drehen wie wir wollen: Mehr als drei Baumpfade schaffen wir in der Regel so oder so nicht. Die zwei, drei Punkte, die den Gewinner meist nur vom Zweiten trennen, sind da meist nur durch etwas mehr Glück zustande gekommen.

Der immer gleiche Ablauf und die Tatsache, dass die Spielentwicklung immer gleich verläuft, sorgt dann schnell dafür, dass nach einigen Partien die Lust auf mehr rapide abnimmt. Hinzukommt, dass den Spielenden eine eher hohe Aufmerksamkeit abverlangt wird, bei der nicht viel Kommunikation untereinander möglich ist und jeder so konzentriert für sich alleine agiert. Ein Thema, bei dem wir mitfiebern, könnte diesen Umstand vielleicht auffangen. Da Arboretum jenseits der schönen Zeichnungen von den Baumarten aber eher abstrakt ist und Mehrheiten ständig durchgerechnet werden müssen, wird auch dies nicht kompensiert.

Fazit
Arboretum besitzt sehr schöne Spielkarten, die aber nicht soviel Thema und Atmosphäre erschaffen können, dass das eigentlich abstrakte Spiel und dessen immer gleicher Spielverlauf aufgefangen werden können. Der schöne Kniff des Spiels trägt einige Partien, besitzt dann aber zu wenig Variation, als dass man gerne häufiger zum Spiel greift.

03. November 2017 - (Jan Drewitz)

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