Rezension von UGO!


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von KOSMOS bereitgestellt wurde.)

Rezension

UGO!
Ugo! erschien zuerst 2013 im niederländischen Verlag Play this one. Kosmos hat diese Stichspiel-Variation überzeugt und das Spiel anderthalb Jahre später mit nur minimalen Ausstattungsänderungen selbst aufgelegt.

Thema und Ziel des Spieles
In jeder der vier Spielrunden gründen wir ein Königreich, welches uns die meisten Siegpunkte bescheren soll. Nur einfach Stiche machen bringt hier nichts: Es gilt, zur richtigen Zeit, die richtigen Stiche, mit den richtigen Karten zu machen.

Spielablauf
Über vier Runden starten die Spielenden mit 10 Karten auf der Hand. Reihum wird eine Karte ausgespielt, die fünf Spielfarben der Karten müssen bedient werden, die Kartenzahlen reichen von 1 bis 8. Wie üblich gewinnt diejenige den Stich, die die höchste Karte der geforderten Farbe ausgespielt hat. Die per Stich gewonnenen Karten legt die Spielerin nun in ihr Königreich ab, welches aus fünf Ländereienkarten besteht. Auf jede dieser Ländereien wird eine Kartenfarbe abgelegt, neu gewonnene Karten müssen immer oben auf die schon im Königreich liegenden Karten gelegt werden. Am Rundenende wird nur die Zahl auf der obersten Karte in jeder Länderei zählen. Sie zählt aber nur, wenn wir die Länderei mit unseren Bauern besiedeln konnten. Die ersten beiden Ländereien haben wir frei, für die dritte benötigen wir zwei Bauernmarker, für die vierte drei, für die fünfte schon vier.

Diese Bauernmarker erhalten wir, wenn wir mit bestimmten Karten Stiche holen (mit der 6 und der 7 erhalten wir einen Marker, mit der 3, 4 und 5 erhalten wir zwei Marker) oder wenn wir niedrige Karten verlieren (mit 1er und 2er Karten). Konnte wir Königreichkarten nicht mit Bauern besiedeln, es liegen aber Karten dort, so zählen diese nicht und wir erhalten für jeden fehlenden Bauern fünf Minuspunkte.

Wer nach vier Spielrunden die meisten Siegpunkte erspielen konnte, gewinnt.

Gesamteindruck
Ugo fühlt sich erst einmal sehr ungewöhnlich und interessant an. Schnell stellt sich die Frage: Wie schaffe ich es, dass ich möglichst viele Bauern erhalte, um Punkte über die in den Ländereien liegenden Karten zu erhalten, dort aber am Ende vor allen Dingen Karten mit hohen Zahlen liegen und nicht mit kleinen? Wie bei Stichspielen üblich, versuchen wir also zunächst mit hohen Karten bei den Mitspielenden die Kartenfarbe zu reduzieren, um anschließend mit den niedrigen zum Abschmeißen zu zwingen. Das funktioniert nur bedingt, denn am Ende dreschen uns unsere Mitspieler niedrige Kartenwerte in die letzten Stiche, so dass wir kaum Punkte erhalten und außerdem durch die vielen abgeworfenen Farben auch noch kräftig Minuspunkte über Ländereien, für die wir nicht mehr Bauernmarker erspielen konnten.

In der nächsten Runde gehen wir deshalb anders an Werk. Zunächst werfen wir das ganze Kleinvieh über Bord, um uns dann am Ende mit zwei hohen Karten wenige, aber hohe Karten einzufangen. Aber auch das wird nichts, denn natürlich enthalten die letzten Stiche den letzten Rest Kartenfarben der Mitspielenden, so dass wir zwar zwei recht hohe Karten auf den ersten Ländereien haben, dann aber viele kleinere Werte in Ländereien, in denen wieder keine Bauern liegen, da wir ja nur zwei Stiche eingefahren haben. Also noch mal anders versuchen!

Ugo lebt zunächst davon, dass wir hinter den Mechanismus kommen möchten. Runde um Runde und Spiel um Spiel versuchen wir es etwas anders. Gibt es ein Patentrezept? Wahrscheinlich nicht. Mal hilft das eine, mal das andere. Oft funktioniert genau das nicht, was zuvor funktioniert hat. Das Abzuschätzen ist so gut wie unmöglich und recht vielen glücksabhängigen Momenten geschuldet. Dennoch bleibt der Restzweifel: Habe ich da nicht doch noch etwas übersehen? Vielleicht liegt es ja doch nur an mir?

Die Kürze von Ugo macht erneutes Ausprobieren immer mal wieder möglich, statt der angegebenen 40 Minuten kann es gut in 20 Minuten durchgespielt werden. Genauso rätselbehaftet ist übrigens auch die geografische Lage des Königreiches Ugo, in dessen Ländereien es weitere Ortschaften mit so kuriosen wie kurzen Namen gibt: Igo, Ego, Ago, Ogo, Ugo. Längere Zeit vermutete ich, dass es sich hier um Ausschnitte aus einer USA-Karte handeln würde, da das Vorhandensein von Ost- und Westküste dies, wie auch mögliche Abkürzungen real existierender Städte (Chicago oder San Diego) vermuten ließen. Doch auch hier Fehlanzeige, weitere Übereinstimmungen mit anderen Städten konnten genauso wie bei den dargestellten Landschaften nicht gefunden werden. Oder habe ich etwas übersehen? (Sachdienliche Hinweise werden gerne entgegengenommen).

Der Unterschied zur ursprünglichen Ausgabe ist übrigens nur gering und besteht einzig in der kleineren Schachtel, die auf die übliche Größe in diesem Segment reduziert wurde und der Ersetzung der viermal beigelegten Königreichkarte aus Pappe, die nun aus fünf Karten besteht. Die ursprünglich festen Karten aus Pappe waren zwar edler und wertiger, die Änderung auf Karten wird aber die Produktionskosten reduziert haben.

Fazit
Ugo ist ein recht ungewöhnliches Stichspiel. Menschen, die gerne die ganze Bandbreite dieser Kartenspielvariation erkunden, sei ein Blick empfohlen. Alle anderen können ruhig bei den bewährten Spielen dieser Art, wie beispielsweise Wizard oder Zoff im Zoo bleiben, da die relative Unsteuerbarkeit von Ugo die zentrale Herausforderung dieses Kartenspiel Genres – Kartensteuerung – ad absurdum führt und schon bald zu Lasten des Spielspaßes geht.

02. Februar 2016 - (Jan Drewitz)

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