Rezension von Trains


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

"So ein Müll!"
Nein, damit ist nicht etwa das Spiel gemeint, denn das ist alles andere als Müll, sondern vielmehr einer der häufigen Sprüche während des Spielens von "Trains".

Spielziel
Jeder Spieler stellt im Laufe des Spiels sein eigenes Kartendeck mit Aktionen, Zügen, Gleisverlegung, Bahnhofsausbau und Siegpunkten zusammen, um damit ein mächtiges Eisenbahnnetz auf dem Spielplan zu erschaffen.

Spielausstattung & Spielvorbereitung
Von dem beidseitigen Spielplan wird eine Seite ausgewählt (Osaka oder Tokio) und in die Tischmitte gelegt. Jeder Spieler nimmt sich 21 Gleiswürfel einer Farbe und legt einen davon auf die 0 der Siegpunkteleiste. Anschließend erhält jeder folgende Karten: 7x Regionalzug, 2x Gleisbau und 1x Bahnhofsausbau. Die Spieler mischen ihre Karten und legen sie als persönlichen Nachziehstapel vor sich ab und ziehen davon 5 Karten auf die Hand. Aus dem Kartenvorrat, welcher aus insgesamt 500 Karten besteht, werden die folgenden Karten in Stapeln getrennt neben- oder untereinander ausgelegt: Fernzug, D-Zug, Gleisbau, Bahnhofsausbau, Wohnhaus, Hochhaus, Wolkenkratzer und Müll. Ebenso werden Mithilfe von Zufallskarten 8 weitere Stapel gebildet. Die restlichen Karten werden nicht benötigt und verbleiben in der Schachtel. Dadurch entsteht bei jedem Spiel ein neuer, zufälliger Aufbau. Beginnend beim Startspieler platziert nun jeder einen seiner Gleiswürfel auf dem Spielplan.

Spielablauf
Wer an der Reihe ist, darf beliebig oft und in beliebiger Reihenfolge Karten ausspielen und Karten kaufen. Durch das Ausspielen einer Karte erhält man meistens Geld und kann eine bestimmte Aktion ausführen. Mit einer "Gleisverlegung" beispielsweise kann der Spieler ein Gleis auf dem Spielplan bauen, indem er einen seiner Steine auf ein Feld legt, welches an ein Feld angrenzt, auf dem sich ein eigener Stein befindet. Zusätzlich muss er das notwendige Geld ausliegen haben. Die Höhe richtet sich nach dem Geländetyp und danach, wie viele andere Spieler und wie viele Bahnhöfe sich auf dem Feld befinden. Außerdem muss sich der Spieler eine Müllkarte nehmen und auf seinen Ablagestapel legen.

Beim "Bahnhofsausbau" stellt der Spieler einfach einen Bahnhofsmarker auf eine beliebige Stadt. Es gibt Städte, auf welchen Platz für 1, 2 oder 3 Bahnhöfe ist. Diese bringen am Ende denjenigen Spielern 2, 4 oder 8 Siegpunkte, die dort mit Gleisen vertreten sind. Auch hier muss sich der Spieler eine (nutzlose) Müllkarte nehmen.

Aktionskarten erlauben dem Spieler sehr unterschiedliche Handlungen durchzuführen, wie beispielsweise Karten nachzuziehen, extra Geld für bestimmte Karten, Müll entsorgen oder bringen einfach nur Siegpunkte.

Mit dem Geld, welches die ausgespielten Karten produzieren, und das nicht bereits für die Gleisverlegung verwendet wurde, können Karten aus der Auslage gekauft werden, um das eigene Deck zu verbessern.

Am Ende seines Zuges muss der Spieler alle seine ausgespielten, gekauften und Handkarten auf seinen eigenen Ablagestapel legen und vom persönlichen Nachziehstapel 5 neue nachziehen. Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, wird der Ablagestapel gemischt und zum neuen Nachziehstapel.

Sobald entweder vier Stapel im allgemeinen Vorrat leer sind, oder ein Spieler alle seine Gleiswürfel verbaut hat, oder alle Bahnhöfe gebaut wurden, endet das Spiel. Die Spieler erhalten für Bahnhöfe, in deren Stadt sie mit Gleiswürfeln vertreten sind, für abgelegene Orte, sowie für bestimmte Karten im eigenen Deck Siegpunkte. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten ist der neue Eisenbahnbaron.

Gesamteindruck
Die Karten sind schön und funktionell gestaltet. Die einzelnen Kartentypen lassen sich gut unterscheiden. Der robuste Spielplan zeigt auf jeder Seite eine japanische Stadt, mit denen wir uns leider wenig identifizieren können, die aber durchaus ihren Zweck erfüllen. Zusammen mit der Kartenauswahl nimmt der Spielplan sehr viel Platz ein, sodass bei voller Besetzung oft ein Spieler das Problem hat gut an die Kartenauslagen heranzukommen. Die Spielsteine sind etwas nüchtern, erfüllen aber auch ihren Zweck.

Was uns sehr gut gefallen hat und was das Spiel ausmacht, ist die Interaktion auf dem Spielplan bei voller Besetzung. Hier kommt ein gutes planerisches und taktisches Element ins Spiel. Die Spieler verlegen ihre Gleise, bauen Bahnhöfe und kommen sich schnell in die Quere. Das sorgt dafür, dass die Baukosten steigen, mehr Müll produziert wird und lukrative Orte schwerer zu erreichen sind. Das ist sehr spannend und macht viel Spaß. Allerdings funktioniert das nur, wie schon gesagt, in voller Besetzung mit vier Spielern. Zu dritt ist das auch noch ganz in Ordnung, aber zu zweit kommt man sich fast nicht in die Quere und dieses Element verliert seinen Reiz.

Was uns auch weniger gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass viele Karten denen von Dominion sehr ähneln, sodass hierdurch kein wirklich neues Spielgefühl entsteht. Im Gegenteil, "Trains" nutzt sich schon bald ab und bietet gegenüber "Dominion" mit seinen vielen gelungenen Erweiterungen wenig Abwechslung.

In der riesigen (fast zu großen) Packung ist noch jede Menge Platz für kommende Erweiterungen. Dies lässt hoffen, dass das Spiel zukünftig mehr Varianz erhält, mit hoffentlich neuen Ideen.

Fazit
Das große Plus bei "Trains" ist die Interaktion beim Bauen auf dem Spielplan in voller Besetzung. Originell ist auch die Verwendung der "Müll"-Karten, die sehr oft kommen und um die man sich aktiv kümmern muss. Allerdings sind die Spielpläne für zwei Spieler weniger geeignet, da hier die Stärken des Spiels (Konkurrenzkampf) nicht zum Tragen kommen. Auch die unterschiedlichen Kartensätze bei "Trains" sind schnell durchgespielt und wenig abwechslungsreich. Da bleiben wir dann doch lieber bei "Dominion", wenn wir ein Deckbauspiel spielen möchten. Vielleicht bringen ja zukünftige Erweiterungen die notwendige Varianz. Dennoch ist "Trains" durchaus kein "Müll" und wer mal ein Deckbauspiel mit einem anderen Thema und mehr Interaktion spielen möchte, kann sich das Spiel ruhigen Gewissens anschauen.



24. Juni 2014 - (ms)

Rezensionsbilder