Rezension von Thunderstone - Drachenturm


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Pegasus Spiele bereitgestellt wurde.)

Rezension

Ersteindruck
Optisch macht Thunderstone einen sehr ordentlichen Eindruck. Sowohl das Cover-Artwork als auch die Gestaltung der Karten sind als gelungen und auch thematisch passend zu bezeichnen, auch wenn sie in meinen Augen nicht ganz an die Optik z. B. der Kartenspiele von Fantasy Flight Games heran reicht. Das Tiefziehteil ist praktisch, wenn man sich mehrere Spiele dieser Reihe zulegen möchte.

Nun kommt in meinen Augen der katastrophale Punkt dieses Spiels: die Anleitung. Ich habe selten ein so holprigen Einstieg in ein Spiel erlebt. Da dies mein erstes Thunderstone-Spiel ist, bestand keine Vor-Erfahrung. Ca. 45 Minuten sortierten wir die Karten um einen gewissen Überblick zu bekommen - insbesondere die teilweise unterschiedlichen Übersetzungen von Karten, Trennkarten und Anleitung erschweren den Einstieg immens. Aber auch die Lektüre der Anleitung verwirrt mehr als sie hilft, das Spiel zu verstehen. Zum Glück ist die Regelmenge recht überschaubar und das Spielprinzip eigentlich gar nicht so kompliziert, so dass man über kurz oder lang ins Spiel findet. Am besten gleich mit dem Einsteigerspiel starten und langsam, Schritt-Für-Schritt die Regeln verstehen lernen.

Thema & Ziel des Spiels
Der Arbeitsalltag von Helden ist nicht der einfachste. An allen Ecken und Enden werden ihre Dienste gebraucht und auch in Thunderstone müssen sie nicht lange suchen, um eine Beschäftigung zu finden. Konkret geht es darum, einen "Donnerstein" zu finden. Da dieser nicht von jedem hergelaufenen Helden gefunden werden kann, müssen die Spieler natürlich erst stärker werden, um letztendlich den Stein erreichen zu können. Während der "Reise" sammeln die Spieler Siegpunkte - wer am Spielende die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Spiel-Vorbereitungen
Aus den Basiskarten, Heldenkarten und Dorfkarten wird nach bestimmten Regeln das "Dorf" aufgebaut. Diese Dorfkarten können die Spieler erwerben, um im Dungeondeck Monster bekämpfen zu können. Das verfügbaren Karten im Dorf bzw. im Dungeondeck können zufällig oder nach eigenen Wünschen zusammengestellt werden. Zuletzt erhält jeder Spieler 12 Karten (6x Miliz, 2x Fackel, 2x Dolch, 2x Proviant), mischt diese und zieht 6 Karten.

Spielablauf
Die Spieler spielen abwechselnd und führen eine von 3 Aktionen durch:
  • Dorfbesuch
  • Kampf im Dungeon
  • Erholung: Eine Handkarte darf "zerstört" werden (d.h. aus dem Spiel genommen). Die übrigen Karten werden auf den Ablagestapel gelegt und der Spieler zieht 6 neue Karten.

Während des Dorfbesuchs legt der Spieler seine 6 Handkarten aus und kann durch Dorfeffekte bzw. Goldwerte auf den Karten neue Karten aus dem Dorf erwerben, z. B. Helden, Ausrüstung oder Zauber. Die Handkarten und die ggf. neu erworbenen Karte kommen auf den Ablagestapel.

Der Kampf in Dungeon läuft ähnlich - auch hier werden die 6 Handkarten ausgelegt und die Dungeoneffekte genutzt. Durch Berechnung der Angriffswerte und Vergleich der Werte der Monster können diese besiegt werden und landen dadurch ebenfalls auf dem Ablagestapel des Spielers.

Ist das Nachziehstapel eines Spielers aufgebraucht, wird der Ablagestapel neu gemischt - so kommen auch die neu erworbenen Karten mit ins Spiel, so dass der Spieler immer stärker wird und so auch stärkere Monster besiegen bzw. mächtigere Ausrüstung erwerben kann.

Das Spiel endet, wenn der Donnerstein aus dem Dungeondeck auf dem ersten Feld im Dungeon landet. Besiegt ein Spieler in dieser Runde das Monster auf Feld 1 erhält dieser den Donnerstein - ansonsten endet das Spiel, ohne das ein Spieler den Donnerstein erhält. Es gewinnt der Spieler, der mit seinen Karten die meisten Siegpunkte sammeln konnte.

Fazit
Hinweis: Da dies mein erste Spiel aus der Thunderstone-Reihe ist, bewerte ich hier einzig und allein diese Erweiterung. Ich kann nicht beurteilen, ob das Spiel auch für Besitzer des Basisspiels geeignet ist - aufgrund anderer Rezensionen scheint dies aber der Fall zu sein.

Über die wahrhaft üble Anleitung bzw. den äußerst holprigen Spieleinstieg habe ich mich im Ersteindruck schon beklagt, daher will ich an dieser Stelle nicht groß weiter darauf eingehen. Ich würde mir wirklich wünschen, wenn die Verlage ihre Anleitungen auch mal mit neuen und unbedarften Spielern testen. Auch die Inkonsistenzen zwischen Anleitung und Kartentexten sind extrem ärgerlich.

Das ganze Thema wirkt umso negativer, da das Spiel eigentlich weder kompliziert und schwer zu erlernen ist. Das Thema "Dungeoncrawl" mit Karten wurde in meinen Augen sehr schön umgesetzt. Das Prinzip den Deckaufbau durch das Erwerben von Karten zu ersetzen ist sicherlich nicht neu, passt aber gut, um verschiedene Spieltaktiken auszuprobieren, ohne erst langwierig Kartendecks zusammen stellen zu müssen.

Sind die Regeln einmal verstanden, geht eine Partie gut und schnell von der Hand. Die Spieldauer ist mit ca. 60 Minuten überschaubar und lässt nicht viel Leerlauf aufkommen. Es passiert nicht allzu oft, dass einer der Spieler übermächtig und so das Spiel unausgeglichen wird.

Durch die zufälligen Aufbauten und Szenarien gibt es keine klare Gewinn-Strategie. Jedes Spiel verläuft etwas anders und man kann andere Dinge ausprobieren und zwingt so den Mitspieler, seine Taktik ebenfalls anpassen zu müssen.

Alles in allem in "Thunderstone - Drachturm" eine gelungene Umsetzung des Fantasy-Themas mit Hilfe von Karten. Es ist kurzweilig und bietet genügend Wiederspielreiz. Lediglich die Anleitung legt dem Spieler einige "Steine" in den Weg - eigentlich schade; so eine Anleitung hat das Spiel nicht verdient. Für Fans von "Deckbuilding-Kartenspielen" gehört das Spiel aber auf jeden Fall empfohlen.



09. Januar 2012 - (tp)

Rezensionsbilder