Rezension von tiptoi® Die Englisch-Detektive


(Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das uns freundlicherweise von Ravensburger bereitgestellt wurde.)

Rezension

tiptoi - Die Englisch-Detektive
Der Verlag Ravensburger geht immer mal wieder den mutigen Schritt, herkömmliche Brettspiele mit Elektronik zu verbinden - meist mit Erfolg. Eines wurde sogar mit dem Preis "Kinderspiel des Jahres" ausgezeichnet: Wer war's??. Nun Startet der Verlag mit einem neuen Konzept durch: tiptoi®, einem audiodigitalen Lernsystem. Kernstück ist der intelligente tiptoi-Stift, welcher Bücher, Spiele und Puzzles zum Leben erweckt. Er dient als Spielleiter, erzählt Geschichten und stellt spannende Aufgaben. Wer diesen Stift besitzt kann damit alle tiptoi-Produkte nutzen. Wir wollten uns natürlich ein Spiel mal näher ansehen und haben uns "Die Englisch-Detektive" herausgepickt.

Spielausstattung
Das Spiel beinhaltet einen Spielplan, der eine englische Kleinstadt mit vielen verschiedenen Örtlichkeiten zeigt. Dazwischen verlaufen Straßen, auf denen sich die Kinder-Detektive bewegen können. Auf dem Spielplan ist unten eine Navigationsleiste abgebildet. Sie zeigt insgesamt sechs Felder: Anmeldung, Entdecken, Info, Überspringen, Wiederholen und Spiel starten. Die 10 großen Spieltafeln zeigen jeweils einen der acht Einsatzorte, einen Sonderauftrag und eine Ablage für Professor Mad. Für jeden der vier Spieler sind eine Spielerfigur aus farbigem Holz und eine große Laufscheibe aus Pappe vorhanden. Die 16 Medaillen sind ebenfalls aus Pappe, ebenso die drei roten Ringe, die zur Markierung der Tatorte dienen.

Benötig wird natürlich noch der tiptoi-Stift, welcher entweder separat, oder zusammen mit dem Spiel in einem Starter-Set erhältlich ist. Der karottenförmige Stift liegt bei Jedem gut in der Hand und macht einen sehr robusten Eindruck. Oben befindet sich ein kleiner Lautsprecher und an der Seite jeweils ein Schalter zum Einschalten und um die Laufstärke zu regulieren. Unter einer Abdeckung liegen ein USB-Anschluss, ein Kopfhöreranschluss, sowie die Verriegelungsschraube für den Zugang zum Batteriefach. Die beigefügten AAA-Batterien sind von einem Erwachsenen einzusetzen. Unten hat der Stift eine kleine schwarze Öffnung.

Wurde der Stift nicht zusammen mit einem Starter-Set erworben, muss er zunächst mit den Spieldaten versorgt werden. Hierzu wird der Stift über ein USB-Kabel mit einem Computer verbunden. Nach Installation und Start des tiptoi-Managers können ganz einfach die Spieldaten von dem gewünschten Spiel - hier "Die Englisch-Detektive" - über das Internet auf den Stift übertragen werden. Laut Beschreibung bietet der Stift Platz für 15 bis 20 tiptoi-Produkte.

Spielziel
Bei "Die Englisch-Detektive" will der verrückte Professor Mad in einer englischen Kleinstadt Chaos verbreiten. Die Spieler sind junge Detektive und müssen gemeinsam versuchen ihn zu stoppen. Dabei gilt es die verschiedenen Einsatzorte aufzusuchen und die dortigen Aufgaben zu lösen. Für jede gelöste Aufgabe gibt es eine Medaille. Für jedes Scheitern erhält Professor Mad eine Medaille. Die Spieler gewinnen, wenn sie am Ende mehr Medaillen als Professor Mad besitzen.

Spielablauf
Der Spielplan kommt in die Tischmitte und die 16 Medaillen, die 3 roten Ringe und die 10 Spieltafeln werden daneben gelegt. Jeder Spieler wählt eine Farbe und stellt seine Detektivfigur auf das Startfeld in der Mitte des Spielplans. Die dazugehörige Laufscheibe legt er vor sich ab. Der Einschaltknopf des tiptoi-Stiftes wird solange gedrückt, bis das Startsignal ertönt. Danach tippt ein Spieler mit dem Stift auf dem Spielplan das Feld "Anmeldung" um dem Stift mitzuteilen, welches Spiel gespielt wird. Dann noch einmal kurz auf "Spiel starten" tippen und schon kann es losgehen. Aus dem Stift erteilt eine freundliche Stimme die ersten Anweisungen. Zunächst müssen sich die Spieler anmelden. Hierzu tippt reihum jeder auf seine Laufscheibe. Die Anmeldung wird abgeschlossen durch das Antippen des Wohnwagens, dem Hauptquartier der Detektive. Dann teilt der Stift die ersten drei Zielorte mit, die es zu erreichen gilt. Diese werden mit den roten Ringen markiert. Ein bestimmter Spieler darf nun anfangen und tippt auf seine Laufscheibe. Sofort gibt die Stimme bekannt, wie weit der Spieler sich mit seiner Spielfiguren bewegen darf. Dann ist der Nächste an der Reihe, indem auch er auf seine Laufscheibe tippt. Sobald ein Spieler einen Zielort erreicht, nimmt er die entsprechende Ortstafel an sich. Auf jeder Tafel gibt es eine Navigationsleiste mit den Feldern "Info" und "Go". Unter "Info" erhält der Spieler eine Erklärung, was er tun muss, um diese Aufgabe zu lösen. Mit "Go" startet er den Auftrag. Hat er den Auftrag erfüllt, bekommt er eine Medaille. Schafft er es nicht, bekommt Professor Mad eine Medaille. Zwischendurch können immer wieder Sonderaufträge auftauchen. Da gilt es entweder versteckte Stinkbomben in der Stadt zu suchen oder eine Verfolgungsjagd zu bestreiten.

Haben die jungen Detektive alle Aufträge erledigt und mehr Medaillen als Professor Mad gesammelt, haben die Spieler gemeinsam gewonnen. Derjenige mit den meisten Medaillen wird zum "Meisterdetektiv" ernannt.

Das Spiel beinhaltet auch eine Variante für nur einen Spieler. Dieser muss dann nicht mit seiner Figur über den Spielplan laufen, sondern nacheinander die vorgegebenen Aufgaben lösen.

Gesamteindruck
Schauen wir uns zunächst den Stift etwas näher an. Diesmal ist die Elektronik nicht fester Bestandteil eines einzigen Spiels, wie zum Beispiel bei "Wer war's". Vielmehr handelt es sich um ein eigenständiges Produkt, welches sich weiter ausbauen lässt. Der Stift ist Spielerklärer und Spielbegleiter in Einem. Dabei regt er mit Sprache, Geräuschen und Musik nicht nur die Fantasie an, sondern mobilisiert weitere Sinne, die den Spielgenuss intensiver machen. Tippt man irgendetwas auf dem tiptoi-Produkt an, weiß der Stift sofort um was es sich handelt und reagiert darauf. Auf dem Element sind weder elektronische Teile vorhanden, noch so etwas wie ein sichtbarer Strichcode. Man muss nicht mal genau treffen oder feste drücken. Den Stift leicht darüber gehalten, löst bereits die entsprechende Reaktion aus. Ansonsten liegt der orangene Stift bei jedem, egal ob jung oder alt, sehr gut in der Hand. Die Bedienung ist kinderleicht und zum größten Teil intuitiv. Meist experimentiert jeder erst einmal interessiert herum, in dem er frei die Welt von tiptoi® erkundet. Da wird mit Begeisterung alles angetippt und meist reagiert der Stift abwechslungsreich darauf. Sei es einfach nur die Bezeichnung eines Objektes, eine vollständige Erklärung, ein entsprechendes Geräusch oder eine passende Musik dazu. Der Umgang mit dem Stift ist recht unterschiedlich. Ältere tippen etwas sanfter, jüngere hauen schon mal feste mit Stift auf den Spielplan. Dem Stift macht das nichts aus, aber bei genauem Hinsehen, kann man dessen Abdrücke auf dem Spielplan erkennen, die mit der Zeit natürlich immer mehr werden. Dennoch hat unser Spielplan bisher noch nicht darunter gelitten. Manchmal ist der Stift selbst auf höchster Lautstärke etwas leise, weshalb Umgebungsgeräusche vermieden werden sollten. Voraussetzung bei jedem neuen tiptoi-Produkt ist immer ein Computer mit Internetzugang. Dieser dürfte heutzutage in den meisten Haushalten vorhanden sein, aber halt leider nicht in jedem. Ravensburger hat mit tiptoi® ein wirklich innovatives und flexibles Lernspielzeug erfunden. Dabei richtet man sich wohl bewusst an ein junges Zielpublikum, obwohl das System wesentlich mehr Möglichkeiten bietet. Erwachsene Spieler scheinen Brettspiele mit Elektronik weniger anzusprechen als Kinder, trotz einer anfänglichen Faszination. Das Spiel "Die Englisch-Detektive" hat zunächst einen sehr hohen Aufforderungscharakter. Sofort gehen die Kinder alleine oder zusammen auf Entdeckungsreise. Alle Spielplanelemente und Spieltafeln werden mit dem Stift "untersucht" mit der neugierigen Erwartung, was denn der Stift so von sich gibt. Und das kann sich wirklich hören lassen. Mit einer klaren, symphytischen Stimme werden Erklärungen gegeben oder einzelne Elemente benannt. Bei einer Ortstafel mit abgebildeten Instrumenten zum Beispiel, werden diese beim Antippen klangvoll wiedergegeben.

Der Spielablauf ist mit ein wenig Übung intuitiv zu bestreiten. Der Stift führt durch das komplette Spiel und liefert auf Wunsch immer die notwendigen Erklärungen. Bei den Kleineren müssen am Anfang noch die Eltern etwas mithelfen, aber schnell haben auch sie den Dreh heraus. Da die Spieler nur gemeinsam gewinnen können, treffen sie bald Absprachen darüber, wer denn welchen Tatort aufsucht. Beim Lösen der eigentlichen Aufgabe fiebern und helfen alle automatisch mit. Ist sie geschafft ertönt ein fröhliches Jingle, dass auf die Gesichter ein Lächeln zaubert und die meisten mitwippen lässt.

Bei einem Detektiv-Spiel hatten wir typischerweise zunächst erwartet, dass durch das Sammeln und Deuten von Hinweisen ein bestimmter Täter zu identifizieren ist. Stattdessen laufen hier die jungen Detektive von Ort zu Ort, um bestimmte Aufgaben zu meistern. Diese sind recht einfach gehalten und erinnern an kleine Videospiele. Meist muss gegen die Zeit das Richtige erkannt und angetippt werden. Zum Beispiel gilt es nacheinander im Zoo vier von zwölf Tieren zu finden, bevor diese ausbrechen können. Ein anderes Mal muss das eigene Hauptquartier nach einer Wanze durchsucht oder die richtigen farblichen Drähte zu einer Lachgasbombe durchtrennt werden. Die Schwierigkeit liegt darin, dass zwar die Erklärungen auf Deutsch, aber die Durchführung der Aufgaben komplett auf Englisch sind. Hier muss man sich erst mal mit neuen Begriffen auseinandersetzen. Die Kinder können dies durch Ausprobieren vorher üben, oder lassen sich von den Mitspielern helfen. Bald sind aber alle Begriffe bekannt und das Spiel bereitet keine Probleme mehr, trotzdem verfliegt der Spielreiz bei den Jüngeren nicht. Mit zunehmender Erfahrung und Alter des Kindes nimmt aber die Herausforderung und somit der Spielspaß leider ab. Gut, dass Ravensburger hier eine passende Altersangabe von 6 bis 10 Jahre angegeben hat. Dennoch können es auch interessierte Kinder ab 5 Jahren mit Hilfe der Eltern schon gut spielen. Praktisch wäre eine Variante für noch jüngere Kinder in der das Spiel komplett auf Deutsch ist, da man nicht lesen können muss und somit auch schon der deutsche Sprachschatz spielerisch erweitert werden könnte.

Das Spiel lässt sich in jeder Besetzung gut spielen, da immer alle mitfiebern und mithelfen. Auch alleine ist es spielbar, wenn das Kind das Spiel schon einigermaßen kennt, sonst kann hier schnell Frust aufkommen. Die gesamte Aufmachung des Spiels ist funktional und optisch ansprechend gestaltet. Mit dem tiptoi-Stift zusammen ist das Spiel "Die Englisch-Detektive" im Vergleich zu herkömmlichen Kinderspielen erst mal eine recht kostspielige Anschaffung. Dies relativiert sich allerdings mit dem Kauf von weiteren tiptoi-Produkten, von denen es ja schon einige Interessante gibt und sicherlich noch mehr folgen werden. Wer den tiptoi-Stift noch nicht hat, sollte auf jeden Fall zu dem Starter-Set greifen, welches gegenüber dem Einzelkauf günstiger ist.

Fazit
Das Spiel "Die Englisch-Detektive" nutzt die Vorzüge des tiptoi-Stiftes sehr gut aus. Trotz, dass die Abläufe immer ähnlich sind und die Spieler den Dreh schnell raus haben, freuen sich die Kinder immer wieder auf eine neue, spannende Jagd. Für Englisch-Anfänger wird auf spielerische Weise der Wortschatz erweitert und durch einfache Sätze auch ein wenig die Grammatik geschult. Leider ist der Schwierigkeitsgrad recht gering, was zwar die Freude bei den jüngeren Kindern hoch hält, aber gerade bei den Älteren den Spielspaß trübt, da die Herausforderung fehlt. Insgesamt kann das Konzept überzeugen und wir sind gespannt, was da noch so kommen wird.



19. Dezember 2010 - (ms)

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