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Partien: 5 |
Bewertete Version:
Chakra (2021) - Deutsch
Kommentar vom 25.05.2021:
Da kriegt man ganz entspannt richtig viel Schönes fürs Geld! Erstaunlich fesselnd und anhaltend auffordernd ist das wunderbare »Chakra« – meines Erachtens besonders in der aktuelleren Gamefactory-Version, die im gediegenen Look daherkommt. Mit dem ornamental-orientalischen Cover umschifft Gamefactory das Problem, dass Esoterik-Muffel und »Kontemplations-Verächter« angesichts des ursprünglichen Motivs mit reizender, entrückter Lotusblüten-Maid das Weite suchen. Wer eine Allergie gegen Spielthemen aus dieser Welt der Sinne, der Sinnlichkeit, des Spirituellen und der Energien hat, dem sei dringend empfohlen, sich dennoch zu überwinden und zu »Chakra« durchzuringen. Denn es lohnt sich definitiv.
Design, Spielgefühl, Material und Thema gehen hier so unaufgeregt und unaufdringlich eine schlüssige, stimmige und dichte Verbindung ein, dass man nur postulieren kann: Das ist hier mal eine absolut plausible Umsetzung, wie man sie sich öfters wünschen würde.
Die Idee ist schlicht, ohne schlecht zu sein. Im Gegenteil: Das Einfache passt perfekt ins Thema. Das Sortieren und Durchrutschen-Lassen auf einer Chakren-Bahn Richtung »Erdung« ist ein geniales Bild für ein Spiel, das haptische und meditative Qualitäten besitzt, welche AZUL in Nichts nachstehen. »Chakra« kommt beinahe daher wie ein »Racko« mit Kristallen. Diese Assoziation ist nicht so abwegig, wie sie scheint. Zwar kann man sich bei der Zahlen- und Karten-Sortiererei des altehrwürdigen »Racko« mit Ereignissen mächtig in die Parade fahren, doch obwohl bei »Chakra« jeder brav bei sich und dem eigenen »inneren Gleichgewicht« bleibt, kann dennoch Interaktion aufkommen, Mitdenken ist möglich.
Die Kristalle sind ein griffiges Spielmaterial, die zweiteiligen Tableaus, die sich in der kompakten Schachtel offenbaren, sind kleine Meisterwerke und die Mechanismen des Belohnt-Werdens und des Inkauf-Nehmens von Nachteilen entfalten auf diesen Brettern bald eine zwingende Spieldynamik, die sich mit zunehmender Dichte der Auslagen enorm beschleunigt.
Wie die Energie-Kristalle die Chakren durchlaufen, ist eine unwiderstehliche Spielbewegung. Ihre Sprünge und Schritte mit den zur Verfügung stehenden Aktionen auszutarieren, abzustimmen und zu timen, ist eine edle, stille und dennoch zunehmend flinke Kopfarbeit, ein raffinierter, kleiner und manchmal fies tückischer Hirn-Verknoter, bei dem man aber niemals hitzig wird, weil es keine Situation gibt, in der man den oder die Kontrahent-/inn/-en wirklich direkt angreift oder von ihnen angegriffen wird. Das wiederum wäre dem Thema ohnehin nicht dienlich.
Lediglich drei Kleinigkeiten könnten bemängelt werden:
1. Bei Kunstlicht sind orange und gelbe Kristalle möglicherweise schwer zu unterscheiden.
2. Ein Wertungs-Block wäre hilfreich.
3. Wie bei AZUL stellt sich auch hier die Frage nach dem Herbeiführen des Spiel-Endes: Ist man Spielverderber oder beweist man Sportsgeist?
Das ändert allerdings nichts daran, dass das kleine »Chakra« ein großer Wurf ist, ein sinnlicher Brillant unter den Sortier-Spielen, bei dem die Möglichkeiten, die mir für meine Strategie zur Wahl stehen, jederzeit offen liegen, die Zahl der Farben bzw. Steine bekannt ist und sich das »Beutel-Schicksal« angenehm in Grenzen hält.
Und dass einen das leise Gefühl beschleicht, im Spielthema blitzte doch hier und da ein kleines Augenzwinkern auf, macht »Chakra« umso sympathischer.
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