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Partien: 2 |
Bewertete Version:
Cottage Garden (2016) - Deutsch
Kommentar vom 23.01.2021:
Ein Spiel zum Reinknien! Rosenberg ist es mit »Cottage Garden« gelungen, eine eierlegende Woll-Milch-Sau zu erschaffen mit einem Thema, das vertraut häuslich-alltäglich ist, anstatt Fantasie- und Abenteuer-Welten auf uns loszulassen. Und wir sind auch dankbar, dass wir mal nicht säen, ernten, vermarkten, Rohstoffe kaufen und jonglieren und handeln und verhandeln müssen: Hier gibt’s nur…… das Schäufelchen!
Rosenberg schickt uns nämlich bloß in den Garten – und zwar in den reichen Kosmos des Gartens, wo die unendlichen Weiten von Pflanzenwelt und Blumenvielfalt begrenzt sind durch »Mauern, Pfade, Hecken« (Spielregel-Intro) bzw. die schlicht sogenannte profane »Beet-Einfassung«. Überschaubarer und beschaulicher geht es kaum.
Dort in der heimischen Krume knien wir nun und bringen unser Pflanzgut optimiert in den Boden, entgegen der gärtnerischen Realität nicht nach Anmut oder Farben, Verträglichkeit oder irgendeinem »Zen-Garten Feng Shui«, sondern streng nach den Regeln Rosenbergscher Pentomino-Geometrie und Raumausnutzung. So bleiben Blumen und Blütenpracht zwar anonym und austauschbar, aber durchaus ansehnlich wie die idyllischen Szenen und Randnotizen, die die Illustratorin Andrea Boekhoff inklusive Kaffeepause, Erdbeerkörbchen, allerlei Gerätschaften, Kuchen-Tablett und Gartenarchitektur in die Beet-Pentominos gezaubert hat.
Wer aber glaubt, hier würde nur vor sich hin gepuzzelt, täuscht sich gewaltig. Denn die eierlegende Woll-Milch-Sau »Cottage Garden« ist zwar sehr wohl ein verflixtes, multiples Pentomino-Rätsel, aber zugleich haben wir hier auch ein 4x4-Felder-Strategie-Schlachtfeld mit anspruchsvoller Timing- und Planungs-Herausforderung sowie ein trickreiches Wettrennen von Wertungs-Klötzchen auf Pflanztischen. Letztere sind so sinnvoll und folgerichtig – und einer der zahlreichen Schmunzler dieses Spiels.
Zwar hockt tatsächlich jeder grübelnd in seiner eigenen umgegrabenen Matsche in Form zweier Quadrat-Äcker und tüftelt Blühendes möglichst passgenau aneinander, ohne von den anderen Gärtnern groß Notiz zu nehmen – aber in der »Arena Gärtnerei«, dem zentralen Kampfplatz der Frühlings-Aktionisten, können und sollten sie zu verfeindeten Nachbarn werden: Die Rivalität – das Spiel gegeneinander – muss auf dem zentralen Verteil-Brett der bunten Ressourcen vollzogen werden! Nimmt man dieses Duell nicht an und handelt hier nicht taktisch und weitsichtig (und auch böse), sondern betrachtet dieses großformatigste Spielfeld von »Cottage Garden« nur als Vorratshaltung mit Zufalls-Zuteilung, dann zerfällt und schrumpft das Spiel einfach zu mehreren parallelen Solo-Spielen ohne Interaktion. Aber benachbarte Gärtner können ja zickig sein……
Erfolgreich und genial dem Solo-Geknobel entgegengewirkt hat Ober-Gärtner Rosenberg, der im Spiel irgendwie stets anwesend zu sein scheint in Form des dicken, grünen Würfels (welcher – Gott sei Dank – NIE gewürfelt wird!): In dem vom Würfel (»Gärtner«) umkreisten 16er-Raster der Gärtnerei sind wir angehalten, ja gezwungen, planvoll zu wählen. Und da sowohl hier als auch in der langen Vorratsschlange hinter der tollen 3D-Schubkarre wirklich alles für unser Spiel und unser Fortkommen Verfügbare offen und übersichtlich vor uns ausliegt, sind sogar ohne langes Fackeln Taktiken realisierbar, die z.B. mittels Verzögerung zur Optimierung der Siegpunktausbeute führen: Ich sehe ziemlich genau, wann wer was bekommen könnte und weiß, was ich noch nicht sofort zu nehmen brauche, weil ich es später sowieso kriege, quasi eine »Um-die-Ecke-die-Zweite-Chance-Taktik«. Oder ich nehme in dem Koordinatensystem der Angebots-Auslage immer dort mein Legestück, wo ich zugleich die Auswahl des oder der Kontrahenten verknappe (Diese taktischen Beispiele sind beim wirklich prima funktionierenden Zwei-Personen-Match besonders praktikabel). Kurz: Die Steuerbarkeit der Möglichkeiten ist etwas, was hier in sehr hohem Maße in meiner Macht liegt.
Fast einen Nebenschauplatz auf je einem »Parallel-Brett« stellt der Pflanztisch dar, auf dem jeder separat seine Punkte abzählt. Hier können gleich 6 Zähl-Marker pro Nase in zwei unterschiedlichen Wertungs-Kategorien einen strategischen Tanz aufführen, der es vor allem gegen Spielende in sich hat. Spezialeffekte und Boni in Form von Pöttchen und Kätzchen können spielentscheidend sein und sorgen für Spannung, wenn es Spitz auf Knopf steht.
So kann es – neben dem gemütlichen Pentomino-Gepuzzele – an drei weiteren Schauplätzen (Gärtnerei, Pflanztisch und auch hinter der Schubkarre) derart krachen, dass man mit Fug und Recht sagen kann: Nur die Harten kommen in den Garten!
Zum Niederknien!
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